Am Weißhaus

Knut - Cornelia

Ein eindringliches Bild, das einen Ort beschreibt. Dabei ist es sogar ein wenig holprig: Mir kommt es so vor, als würde die Schärfe nicht richtig sitzen. Und außerdem ist es, unter klassischen Kompositionsregeln betrachtet, nicht optimal, dass die horizontale Oberkante der Metallständer-Flucht so knapp unter der Oberkante des Bildes verläuft. Aber man kann sich schon vorstellen, warum: Direkt oberhalb dieser zugemauerten Fenster wartet schon die nächste Linie.
Wie auch immer: Holprig ... - aber eindringlich! Der Ort spricht sehr eindringlich zu uns. Das metallene Ständerwerk hat etwas leicht Unangenehmes. Es ist einfach zuviel! Es ist absurd. So viel Wäsche kann das ganze Haus nicht zusammenbringen. Die Wäscheleine wird auch gar nicht benutzt. Ich weiß das, weil ich ja vier Jahre in der Nähe gearbeitet habe. Dazu kommt das Licht. Wir sehen, wir wissen, dass das Licht diesen Ort nur genau von oben erreicht. Wir schauen ja praktisch auf den Boden eines Schachts. Dessen Wände außerdem eher dunkel sind. Also haben wir nur ganz wenig Seitenlicht. Deshalb fängt dieser unansehnliche Betonboden ein wenig zu leuchten an, was dem Bild einigen Zauber verleiht. Dem illegal entsorgten Weihnachtsbaum kommt nach meinem Dafürhalten nur ganz wenig Bedeutung zu. Zum Glück! Würde er mehr im Mittelpunkt stehen, würde der Ort weniger eindringlich zu uns sprechen!

Schön, diese Unordnung! Ein Hauch von Subversion. Den Pfeil hätten wir nicht gebraucht, um zu verstehen, worum es hier geht, aber er war nun mal da!

von Renate

Wand - Alex

Ja, so lassen wir uns Graffiti gefallen! Hier ist es nicht mehr der meistens plakative und grobe Hinweis auf etwas Belangloses. Hier haben wir ein sensibel aufbereitetes to be or not to be - Thema, das uns gleich ans Herz geht!

von Jörg

Dieses Bild hat etwas vollkommen Unerwartetes, das mich in seinen Bann zieht. Wir haben über das gesamte Bild verteilt ein recht fotogenes Geäst vor blauem Himmel - aber es ist unscharf! Scharf ist dagegen das Führerhäuschen des Krans - aber das ist nicht fotogen, und wir wollten es eigentlich auch gar nicht sehen, wenn wir ehrlich sind. Und dieser schreiende Missklang wird nun in das (Gegen-)Licht der untergehenden Abendsonne getaucht, als sei es der Anblick der Riviera! Ein sehr sehr spannendes Bild!

von Uschi

Ja, es ist witzig. Viele von uns hätten in diesem Moment abgedrückt, das macht das Bild zwar weniger originell, aber nicht weniger witzig. Der Gag zieht, und das muss uns genug sein!

Rahmen - Thomas

Ein Bild, dessen Kraft im Dokumentarischen liegt, in der Dokumentation kulturhistorischer Facetten unserer städtischen Umgebung. Ja, natürlich: Die Reglementierungen, die ganzen Schilder, Ankündigungen, Vorschriften. Der "Express"-Automat - hier stellvertretend für den bundesweit geläufigen "Bild"-Automaten - darf natürlich nicht fehlen. Dazwischen versuchen zwei riesige Blumenkübel die Fahne der Ästhetik, des Savoir-Vivres, der Kultur hochzuhalten - doch vollkommen vergeblich. Vor lauter Pragmatismus und Rationalisierung haben wir es uns versaut! Und davon erzählt dieses Bild. Der Werbespruch "Die Kunst des Rahmens" stört - gerade in seiner Vollständigkeit - die Kulturhistorische Botschaft ein wenig, weil er natürlich in eine andere Richtung weist.

Besuch - Alex

Das ist ein ganz, ganz feines, subtiles Bildchen. Auf den ersten Blick vollkommen banal. Man denkt sich: Das nächste Mal sollte sie wenigstens einen Tritthocker dabei haben, damit sie über die Dächer der Autos hinweg fotografieren kann. Aber natürlich liegt der ganze Reiz dieses Bildes in dem Autodach und dem Kontrast zwischen Autodach und Stadtschlösschen. Und das Auto bzw. der Kleintransporter ist ja auch so raffiniert angeschnitten! Autos im Bild sind in den meisten Fällen ja schrecklich vereinnahmend. So aber geht es noch gerade - die Form des Autos ist noch gar nicht sichtbar. Es reicht eben gerade, um zu denken: AUTO. Und jetzt entdecke ich gerade auch noch, dass der Baum ja genau in der Mitte des Bildes steht. Geometrisch betrachtet sind Auto und Schloss quasi um den Mittelpunkt des Baumes punktgespiegelt. Sind sie natürlich nicht wirklich, aber die Geometrie dieses Bildes schafft eine starke Beziehung zwischen Auto und Schloss, die ganz surreal ist.

Wer hat Angst vor rot, gelb und blau? (Barnett Newman, googelt das mal.) Das Bild ist spannend komponiert, die Perspektive ist spannend und die Farben sind p-h-a-n-t-a-s-t-i-s-c-h.

von Evelyn

Die reine ästhetische Wirkung dieses Bildes liegt mir eigentlich nicht, mir persönlich ist es zu nervös, aber wir müssen doch sehen, wie raffiniert es gemacht ist. Vollkommen abgehoben von dem Ort, abstrakt und figürlich zugleich. Susann macht ja häufig was mit Licht. Ist das Bild geblitzt?

von Susann

Bild 1 - Nicol

Wir haben schon oft über diese Art von Fotografien gesprochen, von fotografischen Bildern, denn was hier geschieht, ist kameraspezifisch und kann beispielsweise in der Malerei nicht erzeugt werden: Wir können mit Hilfe von Fokus und Tiefenschärfe Aufmerksamkeit sehr präzise lenken. Schön! Und jetzt die schlechte Nachricht: Wir müssen gut aufpassen, dass dort, wo wir die Aufmerksamkeit hinlenken, auch wirklich etwas ist, das unsere Aufmerksamkeit befriedigt. Das wird leider viel zu selten beherzigt. Bei Bild 1 funktioniert das in der Tat nicht so richtig gut: Wir werden das dumme Gefühl nicht los, dass hier eigentlich eine Fuge so ist wie die andere, und es in Wirklichkeit keinen triftigen Grund gibt, sich auf die eine Fuge zu konzentrieren, die wir hier mit den Mitteln der Fotografie „angeboten“ bekommen.
Bei Bild 2 jedoch entsteht ein ganz eigenes Bild. Alles, was unsere Blicke zunächst anzieht, ist unscharf: Die Häuser im Hintergrund, der Metallständer im Vordergrund, das Fahrrad im Mittelgrund. Hier werden wir so richtig schön enttäuscht, wie wir es ja lieben! Der Metallständer bereitet uns sogar ein wenig Kopfschmerzen, weil er so besonders prägnant im Vordergrund prangt und doch irgendwie nichts zu bieten hat. Jetzt machen wir uns auf die Suche nach dem Fokus, den wir nach einer Weile auf der Wäscheleine finden - an einer besonders unauffälligen Stelle. Nun sind wir ein ganz klein wenig beschwichtigt, aber das Bild bleibt trotzdem wohltuend irritierend!

Bild 2 - Nicol

von Jörg

Hier sieht man, wieviel Zauber man aus einem absolut unansehnlichen, spröden, langweiligen Gegenstand holen kann. Gegenlicht hilft. 

Bild 1 - Ines

Über Bild 1 habe ich bei der ersten Durchsicht hinweggesehen. Es offenbart seine Qualitäten erst auf den zweiten Blick. Das Bild ist geheimnisvoll, und das zieht uns in seinen Bann. Ich denke, in diesem Bild entsteht ein starker Kontrast, zwischen der absoluten Statik und Bewegungslosigkeit des Objekts und der quirligen Lebendigkeit und Bewegung, die wir mit diesem Objekt unwiderruflich verbinden. Schaukel steht ja einerseits sowieso schon für Bewegung an sich, aber sie steht natürlich ebenso für Kindheit und Kinder, fröhliche Ausgelassenheit und nervenzerfetzendes Gejauchze. In diesem Bild aber bewegt sich gar nichts!


Bild 2 geht lustigerweise in eine ganz andere Richtung. Hier schauen wir ja glatt an der Schaukel vorbei, auf dieses merkwürdige Gebilde aus Ästen. Scheinbar zufällig nimmt es eine kreisrunde Gestalt an und zieht unsere Blicke an, als sei es ein absichtsvoll hinterlassenes Zeichen. Jetzt nervt die Schaukel. Lieber möchte ich mich der Entschlüsselung dieses Zeichens widmen, das bestimmt aus den Tiefen des Weltalls in die Hummelberger gesendet wurde.

Bild 2 - Ines

von Renate

Hier macht die Schärfe („Hommage an Nicol“ :-) halbwegs Sinn, das Wäscheklammer-Pärchen wird in den Fokus gerückt und vor allem: von den anderen Wäscheklammern abgegrenzt. Es entsteht dadurch zwingend eine Bedeutung / Lesart, die allerdings nicht besonders tiefgründig oder facettenreich ist. Ich finde ja die Farbgebung in diesem Bild das Spannendste!

Ich kann mir dieses Bild nicht entgehen lassen. Ich weiß, es erfindet die Fotografie nicht neu, wir haben es schon einmal „irgendwo“ gesehen. Ich selbst habe es natürlich schon 100x „irgendwo“ gesehen, aber hier stimmt einfach alles. Es ist die richtige Tür am richtigen Tag, und, das darf man nicht vergessen: Simone hat alles, worauf sie Einfluss nehmen konnte, richtig gemacht. Das scheint erstmal nicht viel, aber eine solche Eingangstür im Bild „einzurahmen“ das ist gar nicht so einfach - da kann man viel falsch machen. Meistens verlaufen dann irgendwelche Linien im Objekt zu nah am Bildrand entlang, so dass überdeutliche Hinweise auf den Materiellen Charakter des Bildes entstehen usw. usf. Nein, Simone hat das so auf den Punkt gebracht, dass wir das Bild haben müssen. Und so viel BRD-Kulturhistorie, und die scheiß‘ Postwurfsendungen, die FARBEN, das Farbspiel der Lichtreflexe in den getönten Scheiben ...

Puh! Knapp an der Kalenderfotografie vorbeigeschrappt! Einfach eine schöne Nature Mort. Und auch hier liegt der Reiz darin, dass wir das Bild als echt wahrnehmen.

von Annette

Irgendwie frage ich mich die ganze Zeit, ob ich dem Verkehrsschild eigentlich ins Gesicht blicke oder über die Schulter schaue. Oder ist es gar nicht da? :-)

von Susann

Ich habe einen kleinen Moment gebraucht, um zu kapieren, was da geschieht, aber es verstanden zu haben, hat an der Wirkung des Bildes nichts geändert: Der Himmel ist besudelt. Durch undefinierbare helle Flecken. Nun wirken ja die winterlich entlaubten Bäume naturgemäß nicht erhebend. Auch hier nicht. Wohl aber ist der Blick in den Himmel erhebend - eigentlich immer. Denn der Himmel ist erhebend. Und darauf beruht die Wirkung dieses Bildes. Dass das Erhebende dieses Blicks empfindlich gestört wird, durch etwas, das wir gar nicht so ohne weiteres identifizieren können.

Ein sehr elegantes Bild. Eleganz ist aber neutral. Ein Bild ist nicht gut, weil es elegant ist. Aber auch nicht schlecht. Hier ergeht trotzdem ein Lob, denn hier entsteht einfach ein eigener fremder Kosmos, der uns sehr beschäftigt. Ich schaue gerade die Serie The TERROR über eine gescheiterte Schiffsexpedition im Nordpolarmeer im vorvergangenen Jahrhundert, die das Ziel hatte, die berühmte Nordwestpassage zu finden. Das Bild erinnert mich daran, weil das Licht während des polaren Tages so ähnlich unergründlich ist, wie das Licht auf diesem Bild.

von Evelyn

Von der Machart ist es nichts Neues: Der Blick nach unten auf den Boden. Es entsteht naturgemäß eine größere Fläche Bodens im Bild, vor allem, wenn man etwas weitwinkliger fotografiert, was man in diesem Fall gerne tut. Das kann schnell langweilig werden. Wie aber hier die Fuge horizontal durch die Bodenfläche läuft und dieser Hauch eines Schattens vertikal und sich auch noch nach unten hin fast bis zur Unkenntlichkeit auflöst, das ist raffiniert, spannend, und es versöhnt uns mit der der weiten Betonfläche. Ein sparsam angelegtes aber sehr harmonisches Bild, das auch noch treffend und ergreifend diesen unwirtlichen Ort beschreibt.

von Evelyn

Sehr konzentriert und dezidiert angelegt. Ergreifend ist an diesem Bild die Darstellung der Ambivalenz der Nacht: Die Wärme und Geborgenheit, die der Blick von draußen in heimelig beleuchtete Wohnzimmer vermittelt und andererseits die leise Bedrohung, die nachts von einem ganz normalen Gehweg ausgehen kann, der tagsüber bestimmt vollkommen harmlos ist. Diese beiden Empfindungen liegen in diesem Bild ganz nahe beieinander.

von Susanne

Zuhause - Thomas

Normalerweise beißt man ja bei mir auf Granit, wenn man Bilder abliefert, bei denen die Kamera schief gehalten wurde. Und nicht nur, weil Diagonalen ja kein Selbstzweck sind - denn die folgen ja in der Regel auf schief gehaltene Kameras. Ich sage nur: Jede ästhetische Entscheidung muss inhaltlich motiviert und gedeckt sein, sonst geht es nicht. Aber hier flimmert das Licht so schön! Und wir sind ja schließlich Fotograf*innen! Und außerdem haben wir in dem Kleinbus, der aus der Tiefgarage kommt, so einen ganz dezenten Anklang von Unterwelt ...

Wäsche - Cornelia

Schöne Grüße aus der Unterwelt! Der Blick aus dem Keller in den Himmel ist sehr bedeutungsvoll!

von Renate

Nennen wir es Platons Höhle! Wenn wir es ansehen, mögen wir denken: Ja, nichts Neues. Ein Schatten. Aber erstens finde ich diesen Schatten besonders bedeutungsvoll, und zweitens gibt es Motive, denen von Natur aus große Rätsel innewohnen. Der Schatten gehört dazu. Ist der Schatten etwas, oder ist er nur der Abdruck von etwas? Kann ich mich wirklich darauf verlassen, dass es den Gegenstand wirklich gibt - den ich nicht sehen kann, aber dessen Schatten ich sehe? Wenn ich Schatten sehe, fühle ich mich leider auch immer an dokumentarische Fotografien aus Hiroshima und Nagasaki erinnert, auf denen man sehen kann, wie die atomare Explosion bleibenden Schatten von Menschen und Dingen auf Wände geworfen hat, vor denen sie gestanden hatten. Hier ist der Schatten Beleg nicht der Existenz von etwas sondern Beleg für das Ende der Existenz von etwas, nämlich jener Gegenstände, die der Strahlung ganz besonders stark und ungeschützt ausgesetzt waren. Gespenstisch und unendlich traurig. Aber so schlimm ist es hier ja nicht! Nein, im Gegenteil! Dieser Baum hier wirkt durchaus lebendig und auch irgendwie lebensfroh. Doch wenn ihr ganz genau hinschaut, werdet ihr spüren, dass eine klitzekleine Restunsicherheit bleibt, ob es ihn wirklich gibt.


Du hast sehr viele Bilder von diesem Gang gemacht. Ich finde sie alle gut, aber dieses hier ist mein Favorit unter ihnen. Und farbig mit leichtem Vorsprung vor der SW-Version. Ein Bild voller spannender Details, auch voller Informationen über die Großstadt, und über das Leben hinter den Kulissen in der Großstadt. Wir schauen ja eigentlich mal wieder aus der Unterwelt auf den Glanz der Metropole. Ich muss an Hong-Kong denken und an Las Vegas, wo es ja um den Strip herum eine große Stadt in der Wüste gibt, wo die Menschen leben, die kleinen Angestellten, die den Strip am Laufen halten, von der man aber nirgendwo ein Foto zu sehen bekommt.

Hier kommt sehr schön das Thema zum Tragen, das Bernd und Hilla Becher so unwiderruflich in die Fotografie eingebracht haben: Menschliche Erzeugnisse als kulturhistorische „Skulpturen“ anzusehen, deren ästhetische Wirkung weit über ihre Funktion hinaus weist, eher eine Metapher für menschliche Sehnsüchte, menschliches Streben zu sein scheinen.

von Nicol

von Ines

Es ist schön, wie leise sich dieser schmale Horizont von Blümchen zu Wort meldet, aber am Ende dominieren die zwei hellen kontrastreichen Streifen unten im Bild das Geschehen und walzen alles andere nieder.

Dieses Bild zieht seinen Reiz formell aus einem feinen Ungleichgewicht und gleichzeitig erzählt es vom Leben in der Stadt, vom Leben Vieler auf engem Raum. Der Horizont ist nicht ganz gerade, die Symmetrie stimmt nur scheinbar, und dann haben wir noch die ungleich und unsymmetrisch verteilten Lichter im Bild. Das alles macht dieses sehr statisch angelegte Bild sehr lebendig.

von Susanne

Der Name Edward Hopper ist ja schon gefallen. Der Mensch in der Stadt. Aber Edward Hopper ist oft melancholisch und irgendwie entrückt. Hier ist der Gestus eher der von hemdsärmeliger Streetfotografie. Realistisch mit einer Prise Witz wie bei Elliott Erwitt. Sehr schön komponiert. Es wirkt so, als ob die Frau im Schnittpunkt all dieser Linien stehen würde. Wenn man ein Lineal anlegt, sieht man, dass es nicht ganz stimmt, aber die Wirkung, diese Fokussierung auf die Frau durch die Linien, ist trotzdem gegeben.

Popcorn - Alex

Uschi hat Ihr Teleobjektiv dabei gehabt. :-) Und mit einem Teleobjektiv kann man Perspektive aushebeln und zusammenbringen ..., was NICHT zusammen gehört. Am besten ist ihr das in diesem Bild gelungen, hier liegt das Phänomen einfach in seiner reinsten Form vor, ohne Kompromisse. Wir kennen diese Fotografie, es nichts wirklich Neues, aber so konsequent umgesetzt, verdient es unsere Wertschätzung.

von Uschi

Das ist wahrscheinlich die am wenigsten spektakuläre Ansicht dieser Balkone aber doch wieder die eindringlichste. Die Balkone, die gesamte Fassade und vor allem dieser Sichtschutz haben natürlich eine bestimmte ästhetische Wirkung. Aber das ist nicht alles! Der Sichtschutz erzählt natürlich auch vom Leben in der modernen Großstadt! Wo viele, viele Menschen auf engstem Raum koexistieren müssen. Ästhetik und Inhalt sind eben kaum voneinander zu trennen!

Auf(s)sicht - Cornelia

Malen mit Schneeflocken. Ja, dieses Bild wirkt total malerisch. Und da wir durch einen Schleier schauen, bekommen wir wieder diese entrückte Perspektive, dieser Blick aus der Ferne oder der Blick auf Vergangenes.

von Susann

von Annette

Ich muss sofort an Tschernobyl denken, die verlassene Stadt, die von der Natur zurückerobert wurde. Es gibt einige Reportagen darüber. Es ist faszinierend ... Oder an Asterix und die Trabantenstadt :-). Da geht es ja schon um mehr als bloße Vergänglichkeit. Da geht es um die Vergänglichkeit der menschlichen Kultur. Auch um eine Relativierung der Bedeutung der menschlichen Existenz, denke ich. Hier ist es nochmal besonders reduziert, denn es scheinen das geometrische und das organische Prinzip in einer reinen Form gegeneinander gesetzt zu sein.
Obwohl ich mich ja sehr für die leisen Töne begeistern kann, wähle ich hier einmal die lauten Töne: Die Schwarzweiß-Variante. Die Farbfotografie ist natürlich weniger plakativ, vielleicht subtiler, aber dafür ist die Gegenüberstellung der beiden Prinzipien nicht so sauber herausgearbeitet.

von Annette

von Uschi

Natürlich ist hier wieder das Tele im Spiel, und wir haben auch wieder das Alt-trifft-Neu-Thema, aber dieses Bild lebt von dem Mann im weißen T-Shirt, der sich genau in diesem Augenblick des Raum-Zeit-Kontinuums abgewendet zu haben scheint und zwar so, dass sein Gesicht und NUR sein Gesicht vom Fensterrahmen verborgen wird. Es gibt so Bilder, die sind einfach FOTOGRAFISCH, Bilder, die sechzigstel -, hundertfünfundzwanzigstel- und zweihundertfünfzigstel Sekunden thematisieren und illustrieren. Dieses Bild ist eines davon. Das ist Zauber der Fotografie. Und trotzdem fällt mir der Maler Edward Hopper ein. Wahrscheinlich aus zwei Gründen. 1. Wegen des Themas: Der Mensch in der Großstadt. 2. Weil Edward Hopper irgendwie ein fotografischer Maler war.

von Susanne

Sehr schön gemacht, sehr direkt. In die Lichtquelle hinein fotografiert, was Abends oft unvermeidbar ist. Stürzende Linien ignoriert, einfach draufgehalten!

Köln-Sülz, im Februar 2021