Lentpark

von Matthias

Lobende Erwähnung. Hier wird die Kunstgeschichte nicht neu geschrieben. Es geht ein ungeheurer Reiz aus von dem Nebeneinander von Natur und Technik. Es gibt schier unendlich viele Bilder zu diesem Thema. Trotzdem: Hier ist es gut gelungen.

Park 1 - Alex

Sehr schöne komplexe Ansammlung von Linien, Flächen ... und KURVEN.

von Uschi

Es gibt so Bilder, die sind gleichzeitig abstrakt und konkret. Sie sind so konkret darin, abstrakt zu sein. Wie dieses hier. Wir sehen ganz klar: Das sind alles ganz normale Dinge: Schatten, sandiger Boden, herabgefallene Blätter oder Samen, Lampenmast, Metallbügel, wahrscheinlich als Fahrradständer usw. Aber diese höchst langweiligen Elemente scheinen sich ganz zwingend zu einem ganz konkreten doch ebenso mysteriösen Zeichen zu verbinden.

Fähnlein im Wind. Das ist sehr witzig. Ich widerstehe (nur mühsam) der Versuchung, ein Lineal zu holen. Was ist hier eigentlich NICHT schief? Der Baum ist wahrscheinlich gerade, aber er scheint sich im gleichen Winkel wie der Schildermast im Vordergrund zu neigen. Die Beet-Einzäunung scheint rechtwinklig zum Schildermast zu sein, aber das würde dann eigentlich bedeuten, dass Du die Kamera schief gehalten hast. So wirkt das Bild allerdings nicht. Und dann die Brise, die das Flatterband aufrichtet. Wahrscheinlich ist es diese Brise, die auch das ganze Bild umpustet!

Ich denke dabei an das Autobahn-Gursky-Bild des Teilnehmers Martin aus meinem anderen Kurs. Witzig finde ich, dass Martin es sich gestattet, die Mittel der Bildmanipulation zu verwenden, um eine Scheinwirklichkeit zu erzeugen, während Du hier ein Bild machst, das, wie ich vermute, die Situation recht wahrheitsgetreu abbildet, aber getürkt WIRKT. Die Straßenführung wirkt so konfus, dass man es nicht für wirklich möglich hält. Aber hinten links kommt gerade ein Auto angefahren, ein kleines Indiz für den Wahrheitsgehalt dieser Fotografie. Es gibt noch einen zweiten Störfaktor: Die Leuchten der Straßenlaterne rechts gehen etwas verwirrend in der sich öffnenden Krone des Baums unter. Aber wie so oft machen solche "Unvollkommenheiten" ein Bild umso überzeugender. So ist das Bild nicht nur formell komplex sondern auch inhaltlich sehr beziehungsreich.

von Jörg

Auch sehr speziell. Hier Tele statt Weitwinkel. Was noch mehr dazu beiträgt, dass das Tor im Mittelgrund absolut zweidimensinonal wirkt. Und damit hört es dann auch auf, ein Tor zu sein, und wirkt eher wie ein vollkommen absurdes Photoshop-Gemale in dem Bild. Sehr interessant.

Landung im Grünen - Annette

Noch ein Beispiel zum Thema Natur und Technik. Auch schön gesehen.

Fort X Dialog - Ines

Fort X Rosengarten - Ines

Mensch, das ist ja richtig ekelig! Das müssen wir natürlich belohnen!


Die Fratze des Todes. Die beiden Bilder sind doch sehr unterschiedlich. Sie sind beide "Fratze des Todes". Aber das Frontal-Portrait ist viel stärker reduziert, eben auf das Frontale und das Loch. Ich finde, "Dialog" hat mehr zu bieten. Es beinhaltet ebenso die "Fratze des Todes", aber es kommen die Elemente im Hintergrund dazu und der Himmel, die das Bild beziehungsreicher und spannender machen.

von Renate

Das ist formell sehr stark geworden, schön reduziert. Aber die Abreißlinie zwischen Kultur und Natur gibt auch für Gedankliches Spielraum.

Besitzen verboten - Evelyn

Das ist ja eigentlich ein Installationsfoto. Die Mitarbeiter des Grünflächenamtes haben sich hier mal so richtig den Kopf zerbrochen, wie man wirklich zeitgemäß hochbrisante Skulpturen in die Öffentlichkeit bringen kann. Ein Volltreffer, würde ich sagen. Aber Du hast das nicht nur erkannt, Du hast noch die richtige Perspektive gefunden, denn hier ist der Ausblick auf das Spalier der Bäume in der ersten Reihe entscheidend. Dadurch wird die Bank noch mehr erhöht, ihre Aufwertung nochmals karikiert.

Im Park 4 - Susann

Das ist einmal wieder eines jener Bilder, die auf eine bekannte Bildtradition zurückzugreifen scheinen, und dann aber im Detail von ihr abweichen. Die Weite, das Thema "Park", natürlich mit altem Baumbestand, erinnern an Landschaftsmalerei vorvergangener Epochen. Aber die Komposition ist ungewöhnlich, die dürfte so eigentlich gar nicht sein. Es gibt nur eine Ecke Himmel, rechts dagegen entsteht eine eher tote Fläche Blätterwerk. Und natürlich die dusselige Beleuchtung, an der man schier nicht vorbei gucken kann. Das Bild braucht die Lampe! Das Bild WILL die Lampe!

von Matthias

Ich habe mich gleich bei der ersten Durchsicht in das Bild verguckt. Auf den ersten Blick mehr als basal - bzw. natürlich meine ich WENIGER als basal. Aber doch geht ein ganz feiner Zauber von diesem Bild aus. Ich kann nur raten. Wenn auf dem Ball stünde: Fußballweltmeisterschaft 1974 oder Schweinsteiger limitierte Ausgabe, dann wäre es nur doof. Aber es sind Sterne darauf! Auch noch SCHWARZE Sterne! Was sollen überhaupt schwarze Sterne sein? Ein Stern leuchtet doch! Und wenn er nicht mehr leuchtet, wird er doch zu einem schwarzen Loch, und dann sieht man ihn nicht mehr. Ganz mysteriös. Ein ganz klein bisschen traurig und in jedem Fall irgendwie unbeholfen. Und das, wo Stern ja doch die Botschaft GLÜCK, oder RUHM (= Star) transportiert. Und was uns natürlich auch nicht entgehen kann, das ist, dass dieser Ball mit dem traurigen Stern oder dem fröhlichen schwarzen Loch - wie auch immer man es jetzt nimmt - in dem absolut gleißendsten Sonnenlicht liegt. Stern = Nacht, Sonnenlicht = Tag. Oder dunkler Stern liegt in dem Licht von hellem Stern. Hier entsteht also ein riesiges Kuddelmuddel an Bezügen, das uns in Atem hält. Wenn ich bestimmen sollte, wie fröhlich oder traurig dieses Bild ist auf einer Skala von 1 bis 10 (1 ist tieftraurig, 10 ist superfröhlich), würde ich dem Bild vielleicht eine drei geben. Mit der Begründung, es ist nicht alles Gold, was glänzt. Hier hat irgendein Produktdesigner etwas schaffen wollen, das Zuversicht und Glücksverheißung erzeugen soll, aber es ist irgendwie nach hinten losgegangen. Mir steigt eher der Geruch von heißem Kunststoff in die Nase. In der Sonne wird der Ball bestimmt bald platzen ... - vor Glück.

Sind beide ganz schön, aber vollkommen unterschiedlich. Bei 18. muss ich sofort an Tarzan denken. Lianen vor Urwald. 19. dagegen lebt von dieser ganz, ganz minimalistischen Zeichnung auf dem Boden. Das erinnert mich nicht an Tarzan sondern an Beuys. Trotzdem der Hinweis oben im Bild auf den schnöden Gegenstand, der den interessanten Schatten abgab.

Bild 18 - Jörg

Bild 19 - Jörg

Monets Weg - Evelyn

MONETS WEG ist auch sehr geheimnisvoll. Durch den unerwarteten Lichtverlauf auf dem Weg - möglicherweise durch den Schatten des Baumes hervorgerufen - entsteht der Eindruck, der Weg würde nicht von uns weg in die unsichtbare Ferne führen sondern vertikal von unten nach oben durch das Bild laufen. Dadurch entsteht eine ganz und gar künstliche, geradezu fiktive Anmutung. Und KUNST kommt ja von KÜNSTLICH. Oder umgekehrt.

Spinnennetz - Annette

Weg nach irgendwo - Annette

Jaja, die Spiegelungen! Die Surrealisten haben sie für sich entdeckt. Wenn man es genau bedenkt, leuchtet es ein, dass sie nicht zum Repertoire der Malerei sondern ganz entschieden zum Repertoire der Fotografie gehören. In der Malerei ist ja sowieso alles fiktional. Ob Spiegelung oder nicht Spiegelung. Aber in der Fotografie nimmt die Spiegelung immer automatisch den Stellenwert einer Wirklichkeit hinter der vordergründigen Wirklichkeit ein. Und fasziniert uns deswegen. Aber auch ein weithin abgegrastes Thema, wo es nun schon seit über 100 Jahren intensiv beackert wird.

Trotzdem entscheide ich mich für eine Spiegelung, für "Spinnennetz". Es ist viel subtiler als "Weg nach irgendwo". Wirft mehr Fragen auf. WAS wird denn da gespiegelt? Von der Anordnung her müsste es das sein, was man rechts im Bild sieht, aber das haut irgendwie nicht hin. Erkennen tun wir es auch nicht. Dieses Bild unterfordert uns nicht, wie viele Bilder von und mit Spiegelungen es tun! Es ist ganz und gar nicht gefällig, aber es ist vielschichtig und herausfordernd.

von Uschi

Das Bild ist auch unergründlich. Habe schon versucht mit Hilfe von Google herauszufinden, ob dieser Schwimmer da echt oder eine Skulptur ist. Ich habe keinen Beweis dafür gefunden, dass es eine Skulptur ist. Tja, dann muss ich das Bild eben so nehmen, wie es "vor mir liegt"! Schön abgefahren!

von Matthias

Ich habe in den letzten Tagen einige Zäune gesehen. Dieses Bild hier lebt aber davon, dass es dieser amputierte Torso ist, der hinter Gittern sitzt. Der Baumstumpf erinnert wirklich stark an die altertümlichen Torsi aus der griechischen oder römischen Kunst. Und es gibt Rätsel auf, weshalb dieser Torso hinter Gittern ist. Komischerweise hat Matthias ja auch eigentlich an diesem Torso vorbei in den Himmel geschaut. Aber trotzdem ist der Torso das Thema des Bildes. Muss gerade an Tönnies denken. Da hat man ja auch so lange an dem Problem vorbei geschaut.

von Renate

Hier ist ganz entscheidend, dass da im Vordergrund - und auch noch unscharf - etwas liegt, das durch die Position im Bild eine große Bedeutung bekommt. Dabei ist es - wie gesagt - unscharf abgebildet. Außerdem: Wir können nicht genau erkennen, was es ist -  aber wir ahnen, dass es etwas Bedeutungsloses ist. Und doch können wir nirgendwo anders hinsehen. Es scheint sich da eine ergreifende Szene abzuspielen. Es gibt eine gute, und es gibt eine schlechte Welt in diesem Bild. Hintergrund und Vordergrund. Scharf und Unscharf, bedeutsam und bedeutungslos. Deckt nur mal den Gegenstand im Vordergrund ab, und ihr werdet sehen: Das Bild wird dadurch langweilig und banal. Vielleicht sind ja dort - in diesem unscharfen, bedauernswerten Vordergrund - die Milliarden nie angekommen, nach deren Verbleib im pinken Buch gefragt wird????

Ihr wisst ja, wie sehr ich mich an Graffiti störe. Normalerweise besitzt sie eine Prägnanz, die sich in einem Bild nichts unterordnen will.
Hier gibt es auch Graffiti, aber sie lässt sich bändigen. Vielleicht weil die Kamera sich genau auf dem Niveau der Betonbrüstung befindet, so dass es aussieht, als sei sie in das Bild hineinkopiert worden. Der Reiz des Bildes geht aber von dem Hintergrund aus, der ganz ohne jede Rücksicht auf Verlust überstrahlt. Das ist mutig, und hier hat es sich gelohnt.

"Agnes" ist sehr, sehr witzig.

Agnes - Alex

Das hast Du schön hingekriegt. Aber dieses Bild ist vorhersehbar. Diese Fassade vor Himmel oder vor Bäumen habt ihr alle fotografiert. Die Faszination davon bedarf keiner weiteren Erläuterung, aber hier entsteht dann unser Problem der erfüllten Erwartungen (= langweilig).

von Uschi

Du hast einen guten Blickwinkel gefunden, bzw. den guten Blickwinkel gesehen, aus dem heraus diese Konstellation aus Bauwerk und Natur von allem Beiwerk befreit ist, und so einen recht absurden Charakter bekommt.

Im Park 8 - Susann

Ich bin ins Grübeln gekommen. Es lässt einen irgendwie ratlos zurück. Ist es witzig? Diese drei zwei-Meter-Kanten: Sind sie geklont? Biegt sich der rechte Baum zurück, weil der Mann sich an ihn lehnt? Und wieso setzen sie sich so hin, dass sie die Mauer anstarren müssen? Sie könnten doch auch auf die Wiese hinaus schauen! Sind sie vielleicht doof? Und wenn ja: Sind sie dann auch gefährlich? Schon ist es nicht mehr witzig. Also, ich weiß nicht ...

Im Park 3 - Susann

Stuhlkreis - Annette

Schön fotografiert. Aber das Design der Stühle ist so außergewöhnlich und nimmt so stark unsere Aufmerksamkeit in Anspruch, dass wir uns auf das Bild gar nicht mehr einlassen können.

von Renate

Ich würde vorschlagen, den Titel zu vergeben: In die Fresse! Hier ist wirklich alles gemacht worden, was wirklich absolut strengstens untersagt ist ... Herrlich! Einfach ein Schlag ins Gesicht des beflissenen Fotografen. Mit voller Donnerkraft! Da muss dann der Umschlag natürlich auch pinkfarben sein. Das ist das Mindeste! Und ein Thema, auf das wir nie gekommen wären!

 

Was für ein merkwürdiges Bild! Zunächst scheint es unverschämt unspektakulär zu sein. Man denkt an Becher'sche Reduktion. Aber da ist mehr. In dem Gegenstand steckt eine Botschaft, keine sehr freundliche. Im Hintergrund lockt die unerreichbare Natur.

 

Ein zunächst recht sperrriges und in jedem Fall absolut ungefälliges Bild. Fast ein bisschen frech! Aber da gibt es ein suggestives Grundrauschen, das sich Bahn bricht.

von Jörg

"Dali was here!"
Ja, so lass ich mir das gefallen! Auch eine Möglichkeit, mit Straßenmarkierungen umzugehen. Hier tritt dieses Formelle / Abstrakte ganz in den Hintergrund, weil das System gestört ist. Und schön, wie es der Silhouette der Baumkrone folgt.

Straße 4 - Alex

Also immer - Evelyn

Also, bei Dir muss man doch mal was zu den Titeln sagen. Da gibst Du Dir große Mühe, und sie sind oft witzig und sinnig. Aber diesmal hast Du den Vogel abgeschossen. Ein Bild, auf dem ein Schild zu sehen ist, auf dem TAG UND NACHT steht, "Also immer" zu nennen, das ist schon echt ein kleiner Geniestreich. Ein Gespräch mit dem Bild eigentlich. Habe mich totgelacht. Sehr schön. Der Titel ist hier so gut, dass ich ihn als Teil des Bildes betrachten werde! Das Bild hat auch noch mehr zu bieten: Schön erstmal, dass Du uns den Rest des Schildes erspart hast. Nur soviel wie nötig! Und schön, dass das Schild in der Sonne steht, die zentrale Fläche auf Deinem Bild ist aber der Schatten des Schildes. Licht und Schatten = Tag und Nacht.