Trude-Herr-Park

Wieder ein schöner Schatten von einem Basketballkorb! Mit dem Bild von Susanne - aus Stammheim - hat es gemeinsam, dass die räumliche Lage des Objekts als Schatten nicht definierbar ist. Das ist irgendwie fesselnd. Hier haben wir nun zusätzlich noch das Ständerwerk. Es ist zwar lesbar in dem Sinne, dass wir verstehen, was wir dort als Schatten sehen, aber trotzdem ergibt sich insgesamt eine mysteriöse Gestalt - lässt mich an einen Brontosaurus denken. Ich mag auch die gleichzeitig eigenwillige aber auch treffende Komposition bzw. Positionierung des Objektes im Bild. Als zentrales Objekt der Anschauung müsste es in die Mitte gesetzt werden. So gesehen: eigenwillig. Ein Basketballkorb hängt aber natürlich weit oben. So gesehen: Treffend, ihn auch im Bild an den oberen Rand zu setzen. Das ist aber natürlich metaphysisch, denn das Bild ist ja nicht die Wirklichkeit!!! usw. usf. :-)

von Evelyn

Ein ganz klein wenig Street-Photography, aber dann eigentlich doch gar nicht! :-) Denn es geht nicht um das, was gerade geschieht, um das, was die Menschen auf diesem Bild machen, um die Geschichte, die sich hinter dieser Figur verbergen mag, die da auf dem umgekippten Fahrrad sitzt. Nein, die Konstellation ist zwar rätselhaft, aber das Bild behandelt ein anderes Thema und das, auf einer viel allgemeineren Ebene: Der Mensch und die Großstadt. Und dieses Bild spricht davon, wie verloren der Mensch in der Großstadt und wie verletzlich er ist.  Wir sind uns ja bestimmt einig, dass ein Problem der Großstadt darin besteht, dass viele Menschen sich wenig Raum teilen müssen. Dieses Bild aber scheint das Gegenteil zu behaupten. Und dieses Gefühl wird durch die weite leere Fläche im Vordergrund erzeugt. Und es erinnert uns daran, dass man sich ja sehr wohl mitten in einem dichten Ballungsraum verloren vorkommen kann. Die Hausfassade dagegen hat etwas außerordentlich LAUTES an sich. Die Schrift SCHREIT. Und es scheint eine Konfrontation zwischen dem Graffitty und der Figur zu geben, sie wirken wie einander zugewandt. Auch das lässt die Figur klein und verloren und VERLETZLICH erscheinen, dem Gebrüll des Graffitty nicht gewachsen. Gekonnt inszeniert und eine sehr feinfühlige Beschreibung vom Leben in der Stadt!

von Susanne

Hier ist schon viel gut gelaufen, aber noch nicht alles. Mir gefällt die generelle Anmutung von Street-Photography dieses Bildes. Die langen Schatten sind spannend, sie deuten auf die Jugendlichen. Wir sehen den Korb im Bild und den gegnerischen Korb als Schatten auf dem Boden. Ich denke, eine Kleinigkeit hat hier noch gefehlt, ein kleines zusätzliches sinnstiftendes Element. Ich würde mal raten, dass Susanne genau den Moment abpassen wollte, in dem der Ball durch den Ring gleitet. Und das ist ja auch mehr oder weniger gelungen. Aber war das eine gute Entscheidung? Wollen wir nicht eigentlich lieber mitfiebern, ob der Ball wohl punkten wird oder nicht? So ist es fast ein bisschen langweilig.

Zunächst eine befriedigende Komposition: horizontale, vertikale und diagonale Linien in trauter Dreisamkeit und schön ausgewogen dabei - als strenge IST-Form und als organische Schatten. Was aber das Herz erfreut, das ist die herrliche grüne Wiese, die von oben ins Bild rieselt. Wie das Versprechen von etwas Lebendigen, das sich sanft aber beharrlich gegen die Leblosigkeit des Edelstahl stemmt.

von Jörg

Mal wieder Schatten - es reißt nicht ab! Der Mehrwert dieses Bildes liegt in den Schatten der Blätter, die auf den Stamm fallen. Es ist fast so, als ob diese Pflanze sich selbst auslöschen würde - ein Metaphysischer Gedanke. Dieses an sich recht spannende und beziehungsreiche Motiv ist eigentlich recht holprig eingerahmt durch einen Verteiler-  und einen Briefkasten. Absurderweise vereinen sich der Schatten des Briefkastens und der Schatten eines Blattes ziemlich unzweideutig zu einem Fernsehturm - ich tippe auf Berlin Alexanderplatz - der ziemlich prägnant neben dem Objekt unserer philosophischen Anschauung prangt. Das alles ist im klassischen Sinne nicht schön, aber es ist ein klitzekleines bisschen witzig und verleiht dem Bild einen Hauch ganz bodenständigen Realismus‘.

von Uschi

Ja, das Bild hält genau, was der Titel verspricht. Eine ganz reizvolle  Täuschung oder bildnerische Umdeutung eines realen Gegenstands.  Aber wir müssen uns mit leichten Verlusten von Wirkung abfinden, sobald  das Rätsel gelüftet ist!

der Sand und das Meer - Susann

von Annette

Die Weite der Stadtlandschaft, die wir hier bezeugen können, ist  berauschend. Und ist wahrscheinlich nicht zuletzt den Fahrrädern  geschuldet, die sich im Vordergrund wie entlang einer Startlinie  aufgereiht zu haben scheinen.

von Alex

Das Bild sagt so viel mit so wenig! Wir sehen ja, dass wir irgendwo hinein schauen. Die Indizien dafür sind aber schon sehr diskret angelegt. Es gibt also ein Außen und ein Innen. Und die Pflanze, die wir unscharf sehen können, die muss nach Adam Riese hinter dem Betrachter also außen sein. Natürlich schauen wir - für mich das Entscheidende - auf etwas, das ich im allerersten Moment für eine PERLENKETTE gehalten habe. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das als Allgemeinplatz voraussetzen kann, oder ob das etwas persönliches ist. Form, Gliederung und Gestalt erinnern stark an eine Perlenkette, und eine Perlenkette ist Symbol für Luxus und Wohlstand. So hatte das Bild für mich zunächst die starke Verheißung eines wohligen, gediegenen Wohlstands - bis ich gesehen habe, dass die vermeintliche Perlenkette lediglich eine dieser fiesen, billigen Plastikstrippen ist, mit denen man Rollos hoch- und runterlassen kann. Was für eine Ernüchterung! Die Verheißung schlägt beinahe in ihr Gegenteil um - ein Leben umgeben von billigen, vereinheitlichten und lieblos in Serie produzierten Gegenständen! Ich will mich nicht ultimativ festlegen, aber ich denke, das Bild changiert zwischen diesen beiden Interpretationen dieses Gegenstands!

von Renate

Wir haben es mal wieder mit einem Bild zu tun, vor dem ich normalerweise warne! :-) ABER: Wieso funktioniert es hier? Zum einen haut hier die NÄHE hin. Wir haben ganz stark das Gefühl, hier etwas AUS DER NÄHE zu erleben, das wir sonst GAR NICHT erleben - weil es sozusagen außerhalb unseres Erlebniskosmos ist. Und es handelt sich ja nicht um IRGENDEIN Objekt sondern um etwas, das täglich in unserem Blickfeld ist, etwas vollkommen alltägliches also. Was mich an diesem Bild noch richtig fröhlich stimmt, ist der Fokus, der Schärfepunkt. Wir würden ihn eigentlich auf der dritten horizontalen Fuge von unten erwarten. Dort gibt es nämlich ein ganz klein bisschen was zu sehen. Aber der Fokus dieser Aufnahme liegt zwischen der zweiten und der dritten horizontalen Fuge - dort, wo es fast gar nichts zu sehen gibt - was natürlich die Konzentration auf das Alltägliche, das gemeinhin Unbemerkte nochmals betont!

Bild 8 -  Ines

Bild 7 - Ines

Ein Motiv und zwei Bilder davon. Mir gefällt Bild 7 besser. Bild 8 ist auch gut, und es besitzt einige der Qualitäten von Bild 7, aber Bild 7 ist einfach allgemeiner und auch geheimnisvoller, verrät etwas weniger - über das Setting, über das Schild.

Eigentlich ist das Bild auch ein Lehrstück zum Thema Vorurteile. Ich denke, wir glauben das Bild lesen zu können, es ist ganz einfach: altes türkisches Muttchen (in einer mitteleuropäischen Großstadt) macht eine Verschnaufpause auf dem Weg zum Supermarkt und hält sich erschöpft an einem Schild fest. So viele Indizien, aber solang wir es nicht wirklich wissen, beruht unsere Annahme auf Vorurteilen. Die Kleidung, das Kopftuch vor allem, die diagonal umgehängte Handtasche, das Einkaufstrolley, wir können an Ihren Händen sehen, dass sie älter ist, und wir können in Bild 8 an ihrer Körperhaltung erkennen, dass sie nicht mehr gut zu Fuß ist. Wie auch immer - wir müssen natürlich wachsam sein, Vorurteile sind ja nicht gut angesehen, aber, nein: Es ist keine Karnevals-Kostümierung und auch kein IS-Terrorist, der sich als Hausfrau verkleidet hat . Der Reiz des Bildes liegt woanders. Die Frau steht so klar vor uns! Wir sehen sie und ganz viele Details ihrer Kleidung. Und wir meinen ja, sie zu erkennen und einordnen zu können. Gleichzeitig ist sie im wahrsten Sinne des Wortes gesichtslos!
Und dann die Hand, die nach dem Rohrpfosten greift! Wahrscheinlich stützt sie sich erschöpft ab - bei Bild 8 ist es fast unmissverständlich - aber vielleicht hält sie ja auch eine Lanze hoch! Und zeigt eine Stärke, die in krassem Widerspruch zu der ganzen Schwäche steht, die wir sonst an ihrer Gestalt und Haltung ausmachen können. Ganz geheimnisvoll.
Eigentlich wollen wir ihr zur Hilfe eilen. Aber da wir sie ja so unverschämt von hinten anstarren, ist das ja schon fast wieder verlogen!
Ja, nett ist das nicht! Aber für die Kunst muss man halt auch mal Grenzen überschreiten! :-)

eingerahmt - Cornelia

Nun, der Titel sagt ja schon Einiges. Aber das alleine wäre vielleicht noch nicht genug. Ich würde sagen: Bei diesem Bild laufen tatsächlich einige Fäden zusammen und machen in der Summe den Reiz aus. Ich zähle mal auf, was mir auffällt:
Natürlich spielt es eine Rolle, dass der eingerahmte Gegenstand, auf den ja mit aller Macht hingedeutet wird, ein relativ bedeutungsloser, wenig inspirierender alltäglicher Gegenstand ist. An dieser Stelle haben wir eine leichte inhaltliche Dissonanz, die ihrerseits wieder anregend ist.
Außerdem fügt sich der Schirm farblich in das Bild, als hätte ein Schaufensterdekorateuse höchstpersönlich ihn ausgewählt. Überhaupt: Die Farben! Wir haben nur eine Rot- und eine Grün-Palette, wenn wir nur den Streifen Asphalt außer Acht lassen. Eigentlich ist es mehr: Vom Sand unten im Bild über die Backsteinmauer bis zum Schirm und der helleren Backsteinmauer im Hintergrund sind es eigentlich fast schon unterschiedliche Intensitätsgrade des Karmesinrots des Schirms. Und das Gleiche geschieht nochmal mit Grün: Grasnabe im Vordergrund, Busch vor der Maueröffnung, Busch im Hintergrund. Wie künstlich hergestellt.
Außerdem fällt mir auf, dass der Busch im Vordergrund aus der Kameraperspektive haargenau mit der Maueröffnung abschließt. Und außerdem fluchtet er zum Schirm hin, was den räumliche Effekt in diesem Bild sehr verstärkt.
Schließlich sehen wir noch sehr prominent den Schatten einer Dachkonstruktion (?), der auf die hintere Wand geworfen wird.  Damit haben wir Waagerechte auf vier räumlichen Ebenen, was den Raum noch deutlicher, noch greifbarer macht.
Und es entsteht ein Dreieck, wenn man die Spitze des Schattens der Dachkonstruktion und die Schnittpunkte der Sandkastenbegrenzung mit den Bildrändern nimmt.
Und das alles nur für einen karmesinroten Sonnenschirm! :-)

von Annette

Das ist ein ganz stilles, unaufgeregtes Bild. Ich muss sofort an Eugène Atget und seine Paris-Bilder denken. Er fotografierte sehr viel für das Denkmalamt, hatte also einen klar dokumentarischen Auftrag, trotzdem waren seine Bilder ungeheuer fesselnd. Auch dieses Bild fesselt. Es hat einen dokumentarischen Charakter, es ist zudem symmetrisch angelegt, trotzdem scheint es sehr beredt von den Irrungen und Wirrungen des Lebens zu berichten.

Mal wieder der Blick vom Schatten ins Licht. Das Glück der anderen. Die Sehnsucht desjenigen, der nicht teilhaben kann.

von Jörg

Das Rad nicht neu erfunden, ABER: Ich sehe hier ZWEI Themen. Portrait eines Baukörpers / Architekturfotografie UND Zahn der Zeit / Vergänglichkeit. Was mir an der Aufnahme gefällt, ist die gelungene Balance zwischen diesen beiden Inhalten, so dass die Aufnahme weder nur spröde Dokumentation noch platte Sentimentalität ist.

von Renate

Sehr zauberhaft. Im Mittelpunkt des Bildes die Narbe des abgeschnittenen Astes. Die gesamte Anlage des Bildes scheint auf diesen Punkt zu deuten. Aber das ist eine Täuschung! Denn immer wieder wandern unsere Blicke zu dem Zettel am oberen Bildrand. Mist! Aber kann dieser Zettel denn Bedeutungsträger sein, wenn er so unwiderruflich angeschnitten ist? Und was noch viel mehr ist: Da steht ja gar nix drauf!!! :-)

von Annette

Das Bild vereint unterschiedliche interessante Aspekte. Ich finde es aussagekräftig in Hinblick auf städtisches Leben, insbesondere auf städtische Grünflächen. Aber nicht nur aussagekräftig bezüglich einer dokumentarischen Dimension sondern auch bezüglich einer suggestiven Dimension. Das Bild verdeutlicht zwischen den Zeilen so schön die Ambivalenz des Vorkommens von Natur in der Stadt. Einerseits schätzen wir sie, steht sie für Lebensqualität, andererseits gibt es von ihr eigentlich immer zu wenig, wirkt sie deplatziert, verkümmert, als ob sie das nicht tun könnte, was  ihrem Wesen entspricht: Sich "natürlich" entwickeln, also "organisch" - nicht wie hier "geometrisch". Ja, das Gewollte, Geplante, Abgezirkelte, das dem Wesen von Natur zuwider läuft, wird hier durch das Motiv, aber auch durch die Komposition sehr schön illustriert.
Und dann kommt da diese lachsfarbene Fläche ins Spiel. Ich finde, sie hat zunächst einen fast rein formalen Reiz, wirkt schlicht durch Form und vor allem durch Farbe. Aber darin, dass die Farbe uns etwas überrascht, liegt ja auch wieder eine Aussage. Hier wird dieses menschliche Begehren beschrieben, alles zu gestalten, allem einen besonderen Anstrich (sic!) zu geben. Und während das bei einem Haus zu einem Mehrwert führen mag, kommt es bei der Natur eher einer Amputation gleich.

Bild 3 - Evelyn

Ich warne Euch ja gerne davor, an etwas entlang zu fotografieren - z.B am Boden entlang - und dann willkürlich einen Schärfepunkt zu wählen und zu hoffen, dass ein Sinn oder eine Aussage entsteht. Bei Bild 3 z.B. funktioniert das nicht, finde ich. Wir ahnen oder wissen, dass das, was uns im Fokus präsentiert wird, vor oder hinter dieser Schärfeebene genau so auch zu sehen ist. Unsere Aufmerksamkeit wird also willkürlich gelenkt, ohne erkennbaren Sinn. Bei  Bild 7 ist das anders. Evelyn deutet auf einen bestimmten Punkt, wir kneifen die Augen zusammen, kramen die Lesebrille hervor und ... WERDEN BELOHNT! Ja, an diesem winzigen Punkt des Raum-Zeit-Kontinuums geht tüchtig die Post ab. Leise und fein, aber bedeutungsvoll. Danke, Evelyn! Beinahe wären wir draufgetreten! :-)

Bild 7 - Evelyn

ungerade - Cornelia

Bilder deren Bildgegenstand nicht erkennbar / identifizierbar sind. Ja, sie haben einen Reiz. Man kann oft Leute dabei beobachten, wie sie sehr engagiert zu raten versuchen, was abgebildet ist. Aber das ist natürlich kein inhaltlicher Reiz, MAHNTE DER FOTOPAUKER! Dieses aber mag ich ganz gern. Am meisten reizt mich hier das Grün. Ist es organisch?

Wir denken zuerst: Auto, Schatten von einem Auto. Obwohl das gar nicht so sicher ist. Außerdem denken wir: Lenkrad. Obwohl das mit Sicherheit nicht der Fall ist - es dürfte eher ein Verkehrsschild sein. Ich mag es, mit wie wenig uns dieses Bild zurücklässt. Diese große amorphe Form, der Schatten, eine Mischung aus Barbapapa und Yellow Submarine, so gemütlich irgendwie und doch so spannend mit dieser kleinen Kumulierung interessanter Details, dem vermeintlichen Lenkrad, einer Durchsicht durch eine Scheibe. Rätselhaft!

von Uschi

von Susanne

Auf den ersten Blick ist das Bild kitschig. Wegen des schönen Wetters, wegen der Glanzlichter auf den Autos, den Sonnenstrahlen oben im Bild - vor allem wegen der Glanzlichter. Aber auf den zweiten Blick sieht man, dass es zu viele Abweichungen von der klassischen „kitschigen“ Stadtansicht gibt. Die Fahrradlenker gehören eigentlich nicht zu dieser Ansicht, obwohl sie sehr schön unsere Blicke in den Fokus des Bildes leiten. Auch das Gegenlicht ist nicht ganz stromlinienförmig. Und außerdem sollten die Glanzlichter nicht ausgerechnet an Autos aufblitzen, die ja als Großstadt-Requisite in unserer Zeit nicht gerade gut beleumundet sind. Es gibt also doch eine ganze Menge Störungen des Archetypus, die das Bild schlussendlich interessanter machen und es vom Kitsch abgrenzen. Und dennoch bleibt es eine positive, eine verheißungsvolle Stadtansicht, und ein verheißungsvolles Bild zu machen, das nicht gleichzeitig doof ist, ist gar nicht so einfach!

von Alex

Die Heiligen Drei Könige! Ja, wieder dieses Gefühl in das private Universum eines unbekannten Mitmenschen zu blicken. Hier noch ganz schön verdeutlicht durch den Anschnitt dieser drei rätselhaften Formen der uns sagt: Du kannst nicht genügend sehen, um Dir ein Bild zu machen, um zu VERSTEHEN! Außerdem durch den Sichtschutz selbst, der nochmal die Ambivalenz dieser Schnittstelle FENSTER illustriert - ZEIGEN/VERBERGEN!

Dieser Schnittpunkt der zwei Linien mit dem Bildrand rechts: Das ist eigentlich ein kompositorisches Totalverbot! Hier aber funktioniert es! Nur so entstehen diese drei perfekten Dreiecke, die wie versetzt aneinandergefügt zu sein scheinen.

like Christo - Cornelia

auf hoher See - Susann

Wenn ich  es richtig verstehe, geht es hier - bei der ganzen Serie "auf hoher See" - um unscharfe Spiegelungen auf der Edelstahl-Kugel im Park. Dieses Bild hebt sich nach meinem Dafürhalten positiv von den anderen ab. Obwohl das Bild abstrakter ist, als die anderen der Serie, ist es gleichzeitig klarer, fokussierter, ich möchte sagen: REINER. Bei den anderen Bildern entstehen Gestalten, Figuren, die wir sofort zu enträtseln, zu erkennen versuchen. Aber eigentlich lenkt das nur ab! Hier haben wir nur noch ein vages Gefühl von RAUM und ansonsten sind wir ganz allein mit diesem weltumspannenden Übergang von Dunkel nach Hell, von der Finsternis zum Licht. Und genau das wollen wir doch! Großes Kino - obwohl nix zu sehen ist!

von Renate

Hier finde ich die Staffelung außerordentlich gut gelungen. Auch wenn der Inhalt ALT TRIFFT NEU im Vordergrund steht, wirkt die räumliche Folge von Bäumen, altem Gebäude, neuem Gebäude und Wolken sehr stark!

Bild 15 - Jörg

von Jörg

Schon wieder ein Bild, das ich nicht wirklich ergründen kann. Doch, halt! Ich glaube, jetzt habe ich es. Wir sehen die erhobene Hand mit Klingel der Skulptur der Trude Herr. Vergleiche Bild 15. Ok, jetzt ist das Bild nicht mehr ganz so mysteriös. Das habe ich nun davon! Aber immer noch mysteriös genug. Das Objekt wirkt wie ein geheimnisvoller Fetisch, wie ein Totem-Pfahl. Und brilliant ist natürlich, wie Jörg die Wespe erwischt hat. So unverkennbar, die Größenverhältnisse so schön plastisch und unausweichlich, als würde sie am Bartstoppel eines Riesen schnuppern und ihn für eine geheimnisvolle Pflanze halten. Nun liegt so ein rätselhaftes Licht um den Totem herum, wie ein Heiligenschein, wie eine Solarisation. Dieses Licht kann ich nun tatsächlich gar nicht erklären, aber es hilft dem Bild auf die Sprünge, verstärkt das Gefühl, dass wir es mit einem Totem zu tun haben. Der Kontrast zwischen der banalen Alltäglichkeit der Wespe und dem archaischen Zauber des Totems ist jedenfalls sehr berührend. Unsere banale Welt der Dinge, und daneben die unergründliche Mystik, die hinter der sichtbaren Welt lauert.

Ich denke oft, dass es eine elementare Funktion des Fotografen oder der Fotografin ist, sich Dingen zu nähern, denen wir Betrachter uns nicht nähern können oder wollen - vielleicht, weil es gefährlich ist, mit Entbehrungen zu tun hat, große Reisen erfordert oder unser Schamgefühl oder Berührungsängste uns eine Annäherung unmöglich machen. Hier in dieser Aufnahme spüren wir bereits, dass die Fotografin eine Grenze überschritten hat und uns diesem Kind recht nahe bringt. Das ist in meinen Augen die Qualität dieses Bildes. Und außerdem ist es ein Bild vom Leben der Kinder in der Großstadt.

von Susanne

Nicht unbedingt das Rad neu erfunden aber sauber hingerotzt! Schön, der Kontrast zwischen dem Edelstahl, diesem so besonders TECHNISCHEN Werkstoff, und der organischen Gestalt des Sandes und der Schatten, die über ihn laufen!

von Uschi

Ich muss an meinen Lieblingsfilm INTERSTELLAR denken. Hier hat Christopher Nolan sich getraut, Bilder zu suchen für Phänomene der Astrophysik, die man gar nicht sehen kann. Und das ist toll gelungen, finde ich. Die Kunst darf das eben - dann soll sie es in Gottes Namen auch tun! Dieses Bild erinnert mich an die filmische Darstellung eines schwarzen Loches. Hier scheinen zwei vollkommen unterschiedliche Universen unmittelbar aneinander zu grenzen und nebeneinander zu existieren. Toll auch das diffuse Abbild des Baumes auf der Kugel mit dem Sonnenlicht, das durch die Blätter fällt, wie eine spärlich angedeutete Geschichte aus einer anderen Welt - oder Platos Höhle, aber ich wollte nicht schon wieder damit anfangen! :-)

von Renate

Es ist zwar nicht Dein Verdienst, dass diese wunderschöne neue Insel vor Dubai entdeckt wurde, aber die Komposition hast Du sehr schön hinbekommen! :-)

von Susann

Ein Bild wie eine optische Täuschung. Wir bringen nur mit großer Mühe die scharfkantigen Formen der Farbspritzer mit dem eher gemütlichen Muster der Backsteinmauer in Übereinstimmung. Fast fällt die Vorstellung leichter, die Farbspritzer wären auf einer Glasscheibe. die jemand vor der Backsteinmauer abgestellt hat. Schön ist auch, dass jenseits dieses Effekts eine Art Helligkeitsverlauf sichtbar wird, ausgehend von dem weißen Nebel, der sich im unteren Bilddrittel  ausbreitet.

Köln, Trude-Herr-Park, im September/Oktober 2021