Bocklemünd

von Uschi

Es ist schön, es ist interessant, und es hat Witz. Ich kann mir nicht helfen,
darin so zwei Männer nach einem Fußballspiel zu sehen, die im Freien pinkeln.

Bild 5 - Jörg

Bild 6 - Jörg

Bild 5 mag ich sehr. Es ist natürlich nicht so effektvoll wie Bild 6, aber es enthält das Meiste von 6 PLUS ... Es erinnert mich an ein echtes Frühwerk von mir: hier ist es Bild Nr. 20

Da geht es natürlich - ikonographisch gesprochen - darum, dass wir ein Kreuz im Vordergrund haben. An diesem Symbol kann man nicht ohne weiteres vorbei schauen. Und dann der Blick auf die Neubauten und das fliegende Sparschwein. Hat das fliegende Sparschwein etwas mit den Neubauten zu tun? Waren es nicht schlecht gedeckte Kredite für Häuserkäufe in den USA, die die letzte große Finanzkrise ausgelöst haben? Ein ganz netter Gedanke.

Das Bild des fliegenden Sparschweins alleine ist natürlich ganz anders. Hier ist es auch gar kein fliegendes  Sparschwein sondern eine Wolke. Es ist wirklich bombastisch, und es ist auch schön gesehen und gekonnt inszeniert, aber ... - nein, ich gebe 5 den Vorzug. Mir gefällt, dass es vollkommen unverblümt konkret ist (die Neubauten) aber gleichzeitig voller Symbolismus steckt
(Sparschwein, Kreuz), das ist eine ganz besondere Mischung!

Das zerfetzte Feengewand. Ich gestehe: Natürlich wirkt dieses Bild durch das Objekt, aber Simone hat schon eine sehr schöne Perspektive gefunden und damit etwas sehr Zerbrechliches in einer unwirtlichen, feindseligen Umgebung inszeniert. Das hätte man auch anders fotografieren können, und dann wäre es kein Feengewand gewesen. Sehr rührend.

Zaun - Alex

Das ist fast wie eine Zeichnung. Ohne Pomp aber ganz, ganz fein und gleichzeitig abstrakt und gegenständlich. Ein eigenes Universum.

Hugo Eckner 3 - Ines

Hugo Eckner 4 - Ines


Zuerst war 3 mein klarer Favorit. Es hat Stilmittel aus einem Lehrbuch: Im Vordergrund groß die Rinde, im Hintergrund unscharf die Bäume - vom Besonderen zum Allgemeinen ... Auf Anhieb wirkte 4 auf mich langweiliger. Wieder die Symmetrie! 3 ist zunächst von der Komposition und vom Raumgefüge her komplexer. Aber wieder kommen wir zu einer gestörten Symmetrie: Bild 4 erschlägt zunächst mit Symmetrie, dann aber erkennt man, dass die Bildstreifen rechts und links total ungleich sind und auf ganz zauberhafte Weise den Baum in seinen unterschiedlichen
Bestandteilen zeigen - links die Krone, rechts der Stamm. Auch der Himmel ist schön ungleich und die Aufteilung Erde/Himmel ist ebenfalls schön ungleich. Also: Auf ersten Blick Symmetrie mit dem Vorschlaghammer, auf den zweiten Blick ein ganz zartes Bildchen voller feiner Facetten!

von Jörg

Ganz toll gesehen. Das Gegenlicht, die Bäume, wie ein Heer und sehr geschickt angeschnitten. Ein Bild voller Andeutungen.

Bild 45 - Susann

Bild 58 - Susann


Von der Stimmung sind sie erstaunlich ähnlich, aber ich finde 58 nach einer Weile doch spannender und bedeutungsvoller, schließlich haben wir es mit einem Blick aus weiter Ferne auf das Menschliche Treiben zu tun. Man kann nie entscheiden, ob die Distanz der Perspektive für die Abscheu vor diesem Treiben steht oder die Sehnsucht, dazu zu gehören. Eine krasse Ambivalenz!

von Uschi

Das hätte man nicht schöner zeichnen können! Mir ist nicht ganz klar, woher Du die waagerechten Linien gezaubert hast, die Natur strebt ja für gewöhnlich eher gen Himmel, aber gerade diese Mischung von Horizontalen und Vertikalen macht den Reiz dieses Musters aus. Schön gesehen!

von Annette

Wie die meisten von Euch wissen, bin ich ein Diagonalen-Skeptiker. Die Diagonale als Kompositionsmittel bringt sofort bergeweise Dynamik ins Bild. Wenn es aber nur bei der Komposition bleibt, ist das ein Effekt etwa wie wenn man die Brötchentüte vom Bäcker mit Getöse platzen lässt. Da kann schon mal das Trommelfell reißen, aber eigentlich ist substantiell nix gelaufen. Aber es gibt ja immer diese Ausnahmen ... - Hier haben wir wieder so eine sehnsuchtsvolle Gegenlichtstimmung wie bei den Strahlen von Alex. Die Sehnsucht richtet sich auf das schiere Licht. Das Gitter ist im Weg. Hart das Gitter, weich das Licht im Hintergrund.
Das Bild erhebt sich inhaltlich deutlich über die Wirkung der Bilddiagonale.

von Renate

Ein besonderes Bild, überraschend vielschichtig. Drei Absperrungen, eine nüchterne, pragmatische, dann eine schnörkelige, in der Farbe der Hoffnung gestrichen, dann wieder eine schmerzlich nüchterne. Das ist spannend, wie es da so schön gestaffelt ist. Hinzu kommt die Farbe,
die wir nicht gering schätzen dürfen - Hoffnung - und die Schnörkel, die sich ja vom rein materialistischen, pragmatischen distanzieren und hier für krachende Lebensfreude und Übermut stehen :-).
Also, ich muss sofort an Italien denken, wenn ich das Bild sehe, natürlich wegen der schmiedeeisernen Fenstergitter. Aber auch - so scheint mir - weil man wegen Corona im Augenblick doch sehr nach Italien schaut.

Das Bild mag ich sehr wegen des aberwitzigen Störfaktors links im Bild.

von Renate

Strahlen - Alex

STRAHLEN. Ja, Strahlen! Strahlen strahlen! Es könnte ein Unterwasserbild sein, so unbeweglich steht der Wald. Licht steht ja auch für das Göttliche, und so erstrahlt hier der Wald im Lichte des Göttlichen. Nein, stimmt nicht: Der Wald steht im Schatten des göttlichen Lichts. Es ist etwas Finsteres an diesem Foto, was mir gut gefällt. Das Nebeneinander von Licht und Schatten. Wir sehen das Licht als solches. Aber das, was wir sehen, der Wald, steht im Dunkeln. Schön, das auf einem Bild so zusammen zu bringen!

Spontan ist mir der Gedanke gekommen, on man nicht mal bald einen Alte-Meister-Kurs zu Anselm Adams machen sollte. Wer kennt ihn? Amerikanischer Landschaftsfotograf und in meinen Augen ERFINDER der Fine-Art.SW-Technik. Schaut Euch mal was an.

 

Dieses Bild würde ich dazu zählen. Aber ihr spürt schon meine unterschwellige Unzufriedenheit. Anselm Adams war einmal der teuerste Fotograf der Fotografie-Geschichte. (Heute ist es Gursky.) Das ist lange her. Das waren Summen im 5-stelligen Dollar-Bereich. Lächerlich. Nach meinem Dafürhalten war Anselm Adams in erster Linie von seiner Liebe zur Natur angetrieben. Das ist absolut ehrenwert, aber künstlerisch war es fruchtlos, wenn ihr mich fragt. Seine Bilder sind unendlich schön und dabei nicht billig, aber er ist nicht an die universellen Fragestellungen herangekommen.