Severinskreisel

Häuserschlucht - Alex

HÄUSERSCHLUCHT ist schon mal mit Gewissheit das ungewöhnlichste Bild dieser Einsendung. Ich bin etwas überrascht über die Schärfe / Unschärfe in diesem Bild aber auch bei IM WALD. Ist das manipuliert? Der Hintergrund dürfte meines Erachtens gar nicht so unscharf sein, weil der  Vordergrund gar nicht so nah an der Kamera ist. Wie auch immer - ist nicht unbedingt wichtig.
Das Bild wirkt auf mich wie aus einem Spielzeug-Baukasten zusammengesetzt. Haus, Wolke,  Riesenrad, Laterne. Und dann gibt es gratis dazu eine Lampe in die Fresse! Das  Unansehnlichste, auch Undeutlichste, das bekommen wir scharf vor den Latz geknallt. Die liebliche Spielzeug-Welt ist unscharf - es gibt sie ja auch nicht! Wie lautet nochmal jene etwas populärwissenschaftliche Definition von Kitsch? "Kitsch ist die Abwesenheit von Scheiße." Da die Lampe hier die Rolle der Scheiße übernimmt, ist das Bild also nicht kitschig. Was ich allerdings schon vorher wusste!

im Wald - Alex

wie gesagt: Die Unschärfe. Sorgt aber für eine schöne Staffelung des Raumes. Spannend, wie sich der Raum hinter dem absolut dominanten Vordergrund doch noch öffnet.

Kein Eingang - Annette

Es ist sehr mutig, einer "toten" Fläche so viel Raum in einem Bild zu geben. "Tot" ist eine Fläche, wenn sie nichts enthält, das das Auge irgendwie reizt. Nix los. Hier in diesem Bild bekommt die Fläche ein unglaubliches Gewicht. Entgegen dem Titel sieht man ja, dass noch eine Spur frei ist. Kein Zweifel. Trotzdem bleibt so eine Ungewissheit im Raum, ob man nun gegen die Wand fährt oder doch noch an der Absperrung vorbei nach rechts die Kurve kriegt. Ein sehr suggestives und metaphorisches Bild. Da kann ich sogar mal die Absperrung verzeihen. Sie ist hier ein unersetzliches Element.

Ich springe jetzt schon seit 10 Minuten zwischen Bild 6 und Bild 7 hin und her und kann mich nicht entscheiden. Das Thema "Auflösung" liegt mir, es ist ein spanndes Thema. Dass ein Ding seine Gestalt verliert, ist spannend und beziehungsreich und ... irgendwie hochphilosophisch! Ein Ding kann seine Gestalt verlieren oder auch durch seine Gestalt die Gestalt eines anderen Dings auflösen. So ist es hier mit dem Baum. Der unscharfe Schatten beschreibt das Objekt, das ihn wirft, nur noch mangelhaft. Und gleichzeitig macht dieser Schatten durch seine wirre Struktur den Grund und das Geländer fast unkenntlich. Spannend ist außerdem, dass wir (zumindest wirkt es so) die Blätter "Live und wahrhaftig" sehen, während wir den Stamm und die Äste als Schatten sehen.
Aber nun muss ich mich noch entscheiden: Ich entscheide mich für die Nr. 7. Die Nr. 6 ist auf Anhieb sinnlich etwas ansprechender, weil die Kontraste etwas stärker sind. Aber das lässt sich ja nachbessern. 7 finde ich letztendlich stärker, weil durch das fehlen des sehr konkreten Geländers als wiedererkennbares Objekt, das Thema "Auflösung" stärker auf den Punkt gebracht wird.

von Jörg

Wahrscheinlich habt ihr es geahnt: Immer, wenn etwas schief geht, schreit der Karl: Hier!
Hier! :-)
Ich mag dieses Bild! Ich unterstelle, dass Jörg die gelbe Blume im Blick hatte. Es ist schon kein Prachtexemplar und die Umgebung ist auch nicht besonders lieblich. Aber nun schleicht sich zu allem Überfluss auch noch dieses verdorrte Unkraut, könnte eine Distel sein - ins Bild. Sieht richtig unfreundlich aus. Und die Gestalt ist absolut dominant. Um sie in ihre Schranken zu weisen, hat Jörg eine große Blende gewählt und auf die Blume scharf gestellt. Es ist ein bisschen so, wie ein Quietscheentchen zu fotografieren, während vorne ein Tyrannosaurus Rex fauchend durchs Bild läuft. Der Versuch, das Quietscheentchen hervorzuheben, muss scheitern. Führt aber zu einem interessanten Bild, das uns mit DEM UNERWARTETEN beglückt.

Das sind Bilder, die man einfach machen muss. Die wahren Künstler sind die Bewohnerinnen des Hauses, die den Balkon ausstaffiert haben. Aber mir gefällt, dass Du dieses Motiv ganz schnörkellos, sogar ein bisschen ungefällig in Szene gesetzt hast.

von Uschi

von Renate

Das Bild hat Qualitäten eines opulenten Landschaftsbilds. Doch dann bemerkt man die Straße im Vordergrund und die Häuser, die im Hintergrund durch die Bäume schimmern. Wir sehen: Es ist kein Landschaftsbild. Was Grünflächen in der Stadt anbetrifft, hat das Bild etwas sehr Tröstliches. Man sieht, was das für einen Effekt haben kann.

Bild 4 - Ines

Dieses Bild weist ganz konventionelle Vorzüge auf. Es ist einfach sehr stringent komponiert - und auch sehr schön. Aber - und so gehört sich das ja für ein gutes Bild - es "erschöpft sich nicht im Formalen" :-), sondern das Formale (die Komposition) transportiert hier auch ganz unmittelbar
einen starken inhaltlichen Aspekt: Es geht um die allgegenwärtige Gliederung des gesamten Raums moderner Städte - selbst bis in seine Grünflächen hinein - als Ergebnis einer durch und durch rationellen Nutzung dieses viel zu wenigen Raums. So gesehen, drückt die Komposition einen Inhalt aus, weil sie ganz besonders deutlich macht, wie weit diese Gliederung geht. Die ganze Misere ist dabei toll anzusehen!

Bild 12 - Matthias

Bild 2 - Matthias


Ich bin ganz überrascht, in dieser kleinen Werkgruppe, die Du mir schickst, gleich mehrere Bilder zu sehen, die mich ganz stark an Eliott Erwitt erinnern. Eliott Erwitt ist ganz klar zu den Klassikern der Fotografie-Geschichte zu zählen, und unter allen Klassikern ist er derjenige, der sich am stärksten dem Humor verschrieben hat. Er hat im Lauf seiner langen Schaffenszeit wirklich viele wirklich sehr witzige Bilder geschossen. So viele, daß man sich unwillkürlich fragt, ob man selbst wohl ein so düsteres Gemüt hat, dass man nicht auf Schritt und Tritt irgendwelche urkomische Szenen sieht. Er ist Magnum-Fotograf, also Street-Fotograf.

Fangen wir bei Bild Nr. 12 an. Das hat mich am stärksten und auch als Erstes an Erwitt denken lassen. Wie so oft wird durch Perspektive und Anordnung eine Verbindung hergestellt, die es so gar nicht gibt. Hier wird das Paar so haargenau in das Rechteck des Hauseingangs gequetscht, dass man einfach lachen muss! Die Verbindung ist ebenso zwingend vorhanden wie vollkommen willkürlich.

Auch Bild 2 ist ein echter Erwitt. Durch Standort eine neue Gestalt gegeben. Funktioniert natürlich nur, wenn die originale Gestalt weithin bekannt ist, und das ist sie in diesem Falll ja.

Auch 10 eignet sich zum Erwitt-Vergleich. Die Fokussierung auf die Figur am Ende der Wegflucht ist ironisch überzeichnet.

Und Bild Nr. 18: Hier muss ich unwillkürlich an Sisyphos denken. Der abgebildeten Szene scheint etwas Vergebliches innezuwohnen. Der Typ kommt irgendwie nicht voran. Wahrscheinlich rennt er gleich mit dem Kopp gegen die Säule.

Bild 10 - Matthias

Bild 18 - Matthias


von Jörg

Das ist eine recht rauhe, ungeschminkte in keiner Weise auf Gefälligkeit angelegte Aufnahme. Ob absichtlich oder versehentlich spielt keine Rolle. Was mich an dieser Aufnahme fasziniert, ist die Darstellung unterschiedlicher Daseinsformen von Holz - vornehmlich der lebendige und der tote Zustand. Ihr werdet mir vielleicht entgegenhalten: Nicht jedes Foto, auf dem ein Brett an einem Baum lehnt, illustriert die verschiedenen Daseinsformen von Holz. Das ist auch richtig. ABER: Dieses Bild hier konfrontiert uns unausweichlich mit der Oberfläche der schichtverleimten Holzplatte, und die zeigt geradezu exemplarisch Astlöcher und vor allem die Jahresringe des Baumes, dem sie entstammt. (Hier "liegend".) Die Jahresringe aber sind ja Symbol für das Leben des Baumes. Aber nun ist er tot. Und wer sich ein bisschen auskennt, sieht auch, dass die Platte schon ein bisschen verwittert ist. Also: Noch toter! Das ist wieder eine wirklich echte NATURE MORT. Sogar eine NATURE TRÈS MORT! Vielleicht sogar eine NATURE COMPLETTEMENT MORT! Also MAUSEMORT!
Und dagegen steht der Ast, der von links ins Bild ragt. Der lebt. Und er trägt grüne, aber auch bereits gelbe und auch verdorrte, TOTE Blätter. Und das ganze so schön ungeschminkt in
Szene gesetzt!

Trotzdem ... Taxi! - Annette

Dieses Bild überrascht, es ist unerwartet. Ich muss ja nicht mehr erwähnen, dass ich immer kritisch bin, wenn Schrift / Wörter in Bildern verwurstet werden. Meistens ergeben sich inhaltliche Verbindungen, die beim zweiten Hinsehen gar keine sind. Hier aber funktioniert es. Ohne das "taxi" wäre das Bild nicht das, was es ist, und es wäre auch nicht so interessant. Das Wort kommt so unerwartet daher! Ich verstehe gar nicht, warum. Aber ich weiß, was René Magritte dazu sagen würde: "Ceci n'est pas un Taxi!" Natürlich nicht! Es ist nur das Wort dafür!

Hänsel und Gretel - Evelyn

Normalerweise, wenn ich mich nicht entscheiden kann, nehme ich am Ende meistens das Originellste meiner näheren Auswahl. Das wäre hier bei Evelyn "Hänsel und Gretel". Es ist so schön dezentral organisiert. Man weiß gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll. Und die kleinen dezentralen points of interest sind jeder für sich genommen wieder so schön bedeutungslos. Sehr schön!

Stattdessen nehme ich "menschenleer". Es ist ein klitzekleines bisschen gefälliger als "Hänsel und Gretel", das ja irgendwo schon dekonstruktivistisch ist, aber es ist dabei wohltuend böse und dreckig. Es hat ja ein bisschen was mit Ines Nr. 4 gemein - möglicherweise die gleiche Szenerie aus einer anderen Perspektive fotografiert? Bei Ines steht jedoch die Raumstruktur im Vordergrund, wir laben uns an Ordnung und Gleichgewicht, während man hier, bei Evelyn, tatsächlich den Eindruck gewinnt, Zeuge eines echten Ringens und Kämpfens zu sein, bei dem sowohl Natur wie Kultur schon ganz schön was abbekommen haben. Das Bild stellt der Stadt kein sehr wohlmeinendes Zeugnis aus!

menschenleer - Evelyn

Bild 1-6 - Susann

Oha! Susann ist bei der reinen Abstraktion angelangt! Das ist ja in der Fotografie keine Selbstverständlichkeit. Ich finde, abstrakte Bilder sind schwieriger zu beurteilen, als gegenständliche Bilder. Witzigerweise gibt es renommierte Kunsttheoretiker, die behaupten, dass abstrakte Bilder einen genauso konkreten Inhalt hätten wie gegenständliche Bilder. Da gibt es so ein theoretisches Machwerk von Rudolph Arnheim: Kunst und sehen, in dem das propagiert wird. Ich bin mir da nicht so sicher.

Ich gehe hier mal nach dem Ausschlussprinzip vor:

Wenn ich mir die gesamte Einsendung anschaue, dann sehe ich einen ganz besonderen Reiz in der vollständigen Abstraktion. Das schließt die Bilder 1 bis 3 aus. Hier gibt es noch andeutungsweise gegenständliche Anknüpfungspunkte. Wenn man ganz ganz genau hinsieht, müssen wir aus dem gleichen Grund auch das Bild Nr. 4 ausschließen. Das ist jetzt interessant! Hier gibt es nämlich eigentlich keinen gegenständlichen Anknüpfungspunkt mehr, aber es gibt eine klare Aufteilung in Vordergrund und Hintergrund, die der gegenständlichen Bilderwelt entnommen ist. Nicht nur der gegenständlichen Bilderwelt sondern sogar der fotografischen Bilderwelt, denn wir haben Schärfe (Vordergrund) und Unschärfe (Hintergrund), und das gibt es nur in der Fotografie - nicht in der Malerei. (Wir reden natürlich nicht von Gemälden von Gerhard Richter, die nach unscharfen Fotos
gemalt sind.)
Nun bleiben die Bilder 5 bis 8 übrig. Jetzt würde ich Bild Nr. 6 rausnehmen, weil es eine gröbere / großteiligere Struktur hat, als die anderen. Ich finde die anderen interessanter und auch harmonischer. Und ich würde Bild Nr. 5 rausnehmen. Es hat auch eine eher großteiligere Struktur, vor allem aber entsteht hier eine recht banale Assoziation: Geöffnete Tür, durch die Licht einfällt. Es ist zwar möglich, dass das Bild tatsächlich ungegenständlich und die Tür nur eine Assoziation ist, aber sie steht dennoch recht konkret vor uns und legt uns fest.
Nun bleiben noch 7 und 8 übrig. Ich nehme 8, das mag ich ganz eindeutig lieber. Aber das jetzt erklären! Bei 8 entsteht sogar relativ eindeutig eine Form, vielleicht ein Buchstabe, ein "A", was nach unseren Kriterien ja ein Nachteil wäre. Aber ich finde hier einfach das Hell / Dunkel viel schöner und befriedigender gelöst. Ganz stark. Es ist mehr auf den Punkt gebracht, eine schönere Balance zwischen einer Grundstruktur und übergeordneten Figuren, sagen wir: Einer Mikro- und einer Makrokomposition. Habe ich gerade erfunden, aber ihr wisst, was ich meine.

Bild 7 - Susann

Bild 8 - Susann


Ein merkwürdiges Bild. Auf den ersten Blick irgendwie erwartbar, aber nicht auf den zweiten Blick. Die Schärfe liegt im Mittelgrund, auf dem Lampenschirm und / oder auf dem Geländer. Das ist soweit ganz normal. Der Schirm wird ja geradezu "eingerahmt" durch die Äste, was ihn noch zusätzlich in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rückt. ABER: Da gibt es ja dieses Kreuz, dieses "X" besser gesagt, das auch um unsere Aufmerksamkeit buhlt - nicht ohne Erfolg, würde ich sagen. Die Form zieht unsere Aufmerksamkeit zwangsläufig an. Nun ist das "X" aber unscharf, was im Widerspruch steht zu der Präsenz, die es im Bild hat. Aber es ist nicht nur unscharf: Bei näherem Hinsehen bemerken wir, dass die beiden Schenkel des "X" auf unterschiedlichen räumlichen Ebenen liegen und deshalb auch ganz unterschiedlich unscharf sind. Das erzeugt eine große Spannung!

von Renate

von Uschi

Ich finde es spannend, dass hier, aufgrund der ungewöhnlichen Perspektive eine vollkommen neue Gestalt entsteht. Das Geländer erkennen wir sofort. Dann kommen die Stufen, da müssen wir schon etwas genauer hinschauen. Und schließlich kommt dieser geschwungene Betonkörper, den ich gar nicht mehr richtig zuordnen kann. Das ganze ergibt eine rätselhafte Figut, die sich von der Wendeltreppe recht weit entfernt hat.

von Jörg

Dieses Bild vereint einiges, was ich nur schwer ertragen kann. Es ist herangezoomt. Und wir haben Schrift - schlimmer noch: Graffity (= Kunst) - im Bild. Ich finde aber, dieses Bild zeigt facettenreich und nachvollziehbar, gleichzeitig aber auch eher suggestiv als direkt das Dilemma des großstädtischen Lebens: Der Zwiespalt zwischen Leben in der Gemeinschaft und Rückzug ins Private, zwischen drinnen und draußen, zwischen freundlichen und feindlichen Signalen, zwischen Sicherheit und Bedrohung. Hinter dem Fenster sehen wir freundliche Signale, die von innen nach draußen gesendet werden. Gleichzeitig ahnen wir, dass dieses Fenster nie geöffnet wird. Die Höhle, der Rückzugsort, der sich hinter dem Fenster offenbar befindet, wird von außen von anderen Menschen als Projektionsfläche für Protest und aggressive Ablehnung benutzt. Ein ganz nahes Beieinander von einander widersprechenden Bedürfnissen und Absichten, explosiv, eine Gratwanderung. Stadt halt!

von Renate

Schön, wie durch das Grün rechts und links der Eindruck eines beliebigen Ausschnitts erzeugt wird. Als würde sich das Wirrwarr von Fußgänger- und Autobrücken rechts und links endlos fortsetzen.

Im Vordergrund steht natürlich der Blick durch das Schlüsselloch der Natur auf die Kultur. Aber das ist nicht alles bzw. das kennen wir, es ist ein häufig bemühtes Motiv. Was dieses Bild ausmacht - ich sage es nicht gern - ist die Komposition. Hier herrscht ein durch nichts zu erschütterndes Gleichgewicht, das andererseits jedoch ganz unerwartet ist, weil die involvierten Elemente - vornehmlich der Baumstamm und der runde Ausblick auf den Himmel - so unterschiedlich in Gestalt und Gewicht erscheinen. Seeehr souverän geknipst!!!

von Matthias

Hier gibt es wieder eine kleine Parallele zu Erwitt, denn zufällig scheint der Baum im Vordergrund die Form des Brückenpfeilers im Hintergrund zu haben, den er verdeckt. Nur, dass dieses Bild nicht lustig ist! Es hat stattdessen etwas leicht dekonstruktivistisches, zerstörerisches.

versteckt - Alex

Das Bild verdient ebenfalls unsere Aufmerksamtkeit. Rote Geranien vor dunkelgrauer Fassade ist natürlich plakativ und ein Motiv, das auch andere zu einem Foto animiert hätte, aber Du hast das sehr mutig und total kompromisslos in Szene gesetzt, das gefällt mir.

doppelt - Alex

"Sie sind mitten unter uns!" Ein Schatten ist ja ein Abdruck von etwas. Hier hat man den Eindruck, dass dieses Etwas erst durch den Schatten sichtbar wird. Die komplexe Form hat etwas sehr Wesenhaftes - ein merkwürdiges Tier, das durch die Sonne sichtbar gemacht wurde.

Uschi

Mich fasziniert das Bild! Es hebt so gar nicht auf das ab, worauf Bilder von Riesenrädern normalerweise abheben: Die schiere Größe, die Nähe zum Himmel, die Verheißung von Spannung und Vergnügen etc.

Dieses Riesenrad wirkt verhältnismäßig klein. Dass es leer ist, ist berührend, irritierend. Es wirkt also klein. Da es leer ist, vermittelt es zudem nicht die Verheißung von Vergnügen, und da es von der Seite fotografiert ist - statt wie normalerweise von unten - sehen wir im Hintergrund nicht den Himmel, denn der Himmel ist ja immer oben, sondern ... die Erdatmosphäre, und das ist nicht halb so romantisch. Wir können sagen: Das Bild entmystifiziert das Riesenrad gründlich. Und dann diese sehr prägnente und raumgreifende Form im Vordergrund! Auch sie  lässt natürlich das Riesenrad klein erscheinen, durch ihre Größe und ihr Gewicht (=schwarz).

Das Bild ist schon fast die Karikatur eines Bildes von einem Baum, der zwischen städtischen Baukörpern eingepfercht ist. Es ist so extrem und überdeutlich inszeniert, dass es schon wieder etwas Orignielles bekommt.

rausgewachsen - Evelyn

von Ines

Ich mag Bild Nr. 5 noch sehr. Die Überstrahlung der Sonne könnte schnell banal werden, aber das Bild wird gerettet von den Blättern rechts. Sie werden zwar von der Sonne aufs lieblichste durchleuchtet, gleichzeitig aber von der Schärfeführung unserer gewieften Fotografin vernachlässigt, was das Motiv davor bewahrt ins Banale abzugleiten.

von Jörg

Die Materialaufnahmen der Edelstahl-Rutsche gefallen mir gut. Am besten diese hier. Das Nebeneinander dieser ganz kleinteiligen Struktur und der großen Form sind sehr spannend. Bin mir nicht sicher, was man mit dem ausgefransten Rand unten machen sollte. Vielleicht doch leicht beschneiden. Das Bild erinnert mich an die Skifahrer von Gursky, die - winzig klein - auf einer riesenhaften Schneefläche herumkrabbeln.

Plakat - Alex

Witzig! Jetzt sehe ich auch endlich mal das originale Setting der Nature Complettement Morte von ... war es Jörg? Die Jahresringe. Hier sieht man, wie wichtig Details sind. Die Position der Autos im Bild und zueinander, die Bewegungsunschärfe, dass die Autos die gleiche Farbe haben und die gleiche Größe - das alles ist ganz entscheidend für dieses Bild.

Ein sehr gelungenes Architekturfoto. Die wuchtige Spirale wird ohne Schnörkel ins Bild gesetzt und entwickelt ein ganz beeindruckendes Eigenleben.

von Renate

Sind das Stufen? Hier kann man wirklich nur auf Komposition abheben. Und die ist hier sehr befriedigend gelöst.

von Ines

Lichtblick - Annette

Sehr schön, wie diese beiden wuchtigen Baukörper hier in Szene gesetzt wurden, und wie das Grün durch den Spalt hereinbricht!

Sehr schön gesehen. Früher hat man solche Bilder bekommen, wenn der Film nicht richtig transportiert hat. Da pappten dann manchmal zwei Bilder ohne trennenden Abstand auf dem Filmstreifen aneinander. (Genaugenommen pappten sie allerdings entlang der kurzen Kante aneinander, nicht wie hier entlang der langen Kante - aber die Wirkung ist die gleiche.) Und das führte zu surrealen Effekten. So ist es hier: Der untere Streifen wirkt anmontiert, einer anderen Realität entnommen. Das lässt uns "aufhorchen" und ein zweites Mal hinschauen.

Köln-Deutz, im September 2020