Dellbrücker Kreisel

musste sein - Evelyn

ALLERDINGS! Witzigstes Domfoto ever! Es wäre jetzt sehr sehr interessant, ob dieses Bild außerhalb Kölns irgendeine Bedeutung hat. Es hat jedenfalls eine "regionale" Bedeutung und Lesbarkeit. Wir suchen aber natürlich - wie ihr wisst - nach der "universellen" Bedeutung. Aber reduzieren wir dieses Bild nicht nur auf die Persiflage. Im Himmel ist ja ein bisschen Spiel drin. Das geht ja über die Persiflage hinaus. Aber es ist fast nicht möglich für uns, vom Dom zu abstrahieren. Man müsste einen mongolischen Yak-Hirten fragen ...

Ein ganz einfaches, aber ein sehr starkes, suggestives Bild. Ohne den Vordergrund wäre es vielleicht nicht viel mehr als eine Wolkenstudie. Durch den Vordergrund, der den Weg zum Himmel versperrt, den Himmel in unerreichbare Ferne rückt, wird das Bild mit großer Sehnsucht aufgeladen.

von Susann

von Renate

Wir MÜSSEN das Bild belohnen! Ich nenne es mal "Frauenphantasie". Es ist irrwitzig wie dieser Mann auf dem Gartentisch im Mittelgrund zu stehen scheint und dadurch zu einem Spielzeug-Mann wird. Dass er Wäsche aufhängt, macht die Frauenfantasie perfekt. Wahrscheinlich ist es ein Hochleistungsroboter im Miniaturformat. Bestimmt kann er alle Mozart-Klavierkonzerte auswendig pfeifen. 3 Lachpunkte!

Das ist ein ganz einfaches Bild. Kein doppelter Boden. WYSIWYG. Aber im Guten. Der Reiz des Bildes liegt darin, dass das Spalier der Mülltonnen ebenso eine Skyline bildet wie die Häuserzeile dahinter. So werden Mülltonnen und Häuser zu gleichwertigen Elemente des Stadtbilds, die ineinander fließen. Das ist interessant, und das wirft natürlich einige kritische Fragen an den Städtebau auf! Und das hat Simone uns ohne viel Aufhebens unter die Nase gerieben.

Bei GARAGE muss ich sofort an Stargate denken. Der Wagen steht gerade an der Schwelle zu einer neuen Dimension. Bilder mit Autos sind schwer zu ertragen, aber hier können wir immerhin laut lachen!

Garage - Alex

von Renate

Das Bild fasziniert mich. Irgendwas stimmt hier nicht! Wir haben ja wieder diesen Himmel von der Venedig-Postkarte ausgeliehen. Oder ist es diesmal schon der Highway-Himmel, der die gesamte US-Fotogeschichte begleitet? Und dann wieder in ein Bild gepappt, wo er nicht hingehört. Das Bild ist unwirklich leer und "reduziert". Es wirkt wie eine Muster-Landschaft, vielleicht aus der Image-Broschüre einer Gartenbau-Firma. Dieses Bild hat einen feinen aber gemeinen Surrealismus, der sich ganz bezaubernd anschleicht. Beim zweiten Hingucken sieht man links eine Häuserfassade durch die Bäume schauen. Die stört ein bisschen, weil sie das Bild von der Fiktion runterholt. Aber sei's drum!

Bild 3 -  Ines

Wir haben das Bild Nr. 3. Das nehme ich im Kontext Dieser Einsendung mal als Dokumentationsfoto. Hier hast Du entdeckt, dass die Milchglasscheibe oder matte Folie der Bushaltestelle als Projektionsfläche für die Natur im Hintergrund dient. Das ist sehr schön. Eine wichtige Entdeckung. Von den Projektionen würde ich mich für Nr. 4 entscheiden. Hier entsteht am ehesten sowas wie ein Gemälde nach der Natur, und das ist interessant. Es gibt nur ein kleines Problem: Der Kontrastumfang ist für das Auge nicht so gänzlich befriedigend. Ich kippe schon die ganze Zeit meinen Bildschirm hin und her, und kann es nicht genau sagen. Bei all meinem ewigen Geschrei nach Inhalt: Ein Bild muss einen akzeptablen visuellen Grundreiz mitbringen, sonst akzeptiert es unser Auge nicht. Hier bin ich mir nicht sicher. Ist an der Grenze. Probiere doch mal, den Kontrast etwas anzuheben.

Bild 4 - Ines

von Jörg

Das Bild fasziniert mich. Zuerst denkt man: So what? So Aussichten passieren, wenn man durch ein Wohnviertel streift. Aber irgendwas ist mysteriös an dem Bild. Diese Tür ist in vier Felder geteilt, und jedes der vier Felder scheint einer anderen Realität zu entstammen. Bei näherem Hinschauen merkt man, dass rechts oben hinter der Scheibe ein Rollo fast genau bis zur Linie des Handlaufs heruntergelassen wurde - genaugenommen bis zum Schatten des Handlaufs. Deswegen haben die beiden Felder rechts eine so unterschiedliche Färbung. Links oben wiederum haben wir den Durchblick in das dunkle Zimmer, keine Spiegelung, und unten ist der Hund hinter der Spiegelung der Baumkrone. Der Hund und die Baumkrone verbinden sich nicht im Geringsten. Deshalb scheint der Hund in Wirklichkeit gar nicht dort zu sein! Er schaut uns an, durch Raum und Zeit - ein tiefer philosophischer Blick: WER BIN ICH? WAS TUE ICH HIER? WIESO BELLE ICH NICHT?

Das ist ein eher nüchternes Dokumentarfoto. Aber es hat einen so rührenden Bildinhalt. Das Nüchterne hilft, dass das Rührende nicht kitschig oder banal wird.

von Renate

GEBÜSCH ist herrlich witzig und voll auf dem Punkt. Surreal ist es auch. Wenn es in Schwarzweiß wäre, könnte es von Elliott Erwitt sein. Es sind solche Bilder, die helfen, den Menschen nicht so ernst zu nehmen. Ein ganz schön kleines Staubkorn im Universum.

Gebüsch - Alex

Der Einkaufswagen im Gegenlicht. Das faszinierende an diesem Bild ist, dass Einkaufswagen und Gegenlicht nicht zusammenpassen. Weil Einkaufswagen meistens dort sind, wo keine Sonne hinkommt. Dieses Gegenlicht macht einen wieder richtig schläfrig. Es schmeckt nach Spaghetti Vongole und Weißwein zur Mittagszeit, und danach muss man zwangsläufig eine Siesta halten. Die Schlagläden geschlossen, während draußen auf der Straße die Vespas vorbeibrausen. Und dann der Einkaufswagen! Nein, der hat da nichts verloren! Wir werden brüsk aus der Siesta gerissen! Doch nur ein Tagtraum! Die Currywurst liegt noch schwer im Magen! :-) Es geht um unsere Sehgewohnheiten! Tatsächlich gibt es auch archetypische Kombinationen von Lichtsituationen und Gegenständen!

Abgestellt - Annette

Der Reiz dieses Bildes liegt darin, dass es auf eine Tradition der Produktfotografie zurückgreift: SO werden Designer-Stühle fotografiert! Reduziert aufs Minimum, nur der Stuhl, ein ruhiger Hintergrund, ein bisschen goldener Schnitt für die Banausen von der Geschäftsleitung und fertig: Lass die Form sprechen et voilá! Und dann der Stuhl vom Obi für elf Euro fuffzich!

Nicht lachen! Natürlich ist ein Bild nicht alleine deshalb gut, weil es unscharf ist. Manchmal hilft es freilich. Aber das alles ist hier nicht der Fall. Die Unschärfe legt nahe, dass "im Gehen" und bei schlechtem Licht (= heimlich und verbotenerweise) fotografiert wurde. Ob der Betrachter nun der Kriminelle ist, oder ob es der Fußgänger ist, das wird nicht ganz klar. Was an diesem Bild noch so besonders ist, das ist, dass die Figur gleichsam von einem tosenden Meer von Blättern eingerahmt wird. So, wie das angelegt ist, erhebt sich das Bild auf eine metaphorische Ebene, und es entsteht eine "universelle" Aussage über den Menschen im Allgemeinen. Das ist sehr schön gelungen. Die Verletzlichkeit ist das eine, aber es gibt da ja auch dieses "Licht am Ende des Tunnels", auf das der Mensch zugeht ...

von Matthias

Himmel -Evelyn

Jenseits aller Dramatik: An diesem Bild gefällt mir, dass nicht der Himmel der Hintergrund für die Bäume ist, sondern dass sie beide im gleichen Maße figürlich werden und als gleichwertige Formen ineinander greifen. Das ist spannend, und es ist schön. Das Bild hat einen besonderen Zauber. Und entgegen dem ersten Anschein ist es ganz fein!

von Jörg

Es hat etwas vollkommen absurdes - ich vermute, weil die historische Stilistik dieses Möbelstücks so raumgreifend und unübersehbar in den Vordergrund gestellt wird. Wir sehen nur: Stilistik! (Bestimmt Louis XVI! :-)) Und gleichzeitig spüren wir: Das ist scheißegal! Ich denke, dass die Stilistik ALS STILISITIK sich so breitbeinig in den Vordegrund stellt, liegt daran, dass die Form so stark reduziert auftritt. Keine Kissen, keine Accessoires, kein weiteres wohnliches Beiwerk. Noch dazu fällt der Schatten des Fenstersturzes genau auf die Trennlinie zwischen Sitzfläche und Rückenlehne, wodurch die sehr prägnante Form der Rückenlehne überbetont wird. Das Ganze auch noch so schön bereinigt von allem, was sonst noch ablenken könnte. Der Baum, der so herrlich wenig mit Louis XVI am Hut hat! Bei genauerem Betrachten sieht man ganz links im Schatten die letzten Buchstaben eines Geschäftsnamens: ...EREI. Aha. Jetzt sind wir etwas entzaubert. Wahrscheinlich steht da: POLSTEREI. Etwas banalisierend. Wir vergessen schnell wieder, dass wir das gesehen haben!

Wohnecke - Evelyn

WOHNECKE ist natürlich auch ganz schön, bzw. schön ist es nicht, aber eine treffende Beschreibung unserer Art, uns zu organisieren.

von Renate

Wir haben solche oder ähnliche Bilder schon tausendfach gesehen. Wie eine geometrische Form vor dem Himmel wirkt, das fasziniert offensichtlich. Soweit nichts Neues. Hier aber spielt nach meinem Dafürhalten diese kleine Unvollkommenheit, eine etwas ungeschickt gesetzte Schweißnaht oder was auch immer da genau auf der Ecke des Dreiecks sitzt, eine ganz entscheidende Rolle. Und ausgehend von der Ecke entdecken wir nun eine Vielzahl weiterer Details im Putz der Wand, die uns ganz schön erden.

Es ist ganz schön, und es ist ganz witzig. So ganz normal scharf ist dieser eigentlich ja sehr erfreuliche Anblick doch zu banal. Die Unschärfe macht sich eigentlich über die Banalität lustig, weil genügend Gegenständlichkeit übrig bleibt, um den Kern der Sache zu erkennen: Hummel an Blüte. Wenn das Insektensterben weiter voranschreitet, bekommen die Bilder vielleicht irgendwann einmal eine neue Bedeutung.

von Susann

von Uschi

Es ist gar nicht leicht, ein unscharfes Bild zu machen, das wirklich spannend ist. Wir haben schon oft darüber gesprochen: Sobald die Unschärfe als Effekt oder Stilmittel erkennbar wird, wird es für die Bilder ganz ganz schwierig, nicht langweilig zu sein, denn dann sieht man nur noch den Effekt und nicht mehr den Bildinhalt.

 

Bei diesem Bild hier gibt es ganz zauberhafte koinzidenzen. Der Himmel bekommt ja etwas ungemein figürliches. Ob es nun eine prägnante aber abstrakte Form bleibt oder wirklich eine Figur, etwa ein Michelin-Männchen, das eine Freudensprung macht: Die Figur kommt stark in den Vordergrund, obwohl wir sehen, dass sie in den Hintergrund gehört. Was wir auch sehen: Dass eigentlich die Pflanze im Vordergrund ist und nach Adam Riese unser Fokus sein sollte. Ist es aber nicht, es ist die weiße Fläche. Sehr spannend! Und schön anzuschauen!

von Ines

Das versteckte Universum im Wald. Die unerwartete verzauberte Welt. Das Wurmloch durch Zeit und Raum. E.T.s Raumschiff. Ich hoffe, Du bist nicht gesehen worden!!! Sonst haben wir jetzt die Typen an der Backe! :-)

Das wirkt es auf mich wie "Mir reicht's! Ich gehe!" Das Bild legt ja nahe, dass hier jemand ihren Regenschirm in die Tonne gehauen hat und dann abgefahren ist. Es ist witzig. Es steckt so eine flüchtige Wut in dem Bild, die einen amüsiert. Das Bild ist ebenso frech, wie das, was darauf abgebildet ist.

von Uschi

von Jörg

So schön kann nur die Natur zeichnen! Karl Blossfeld wusste es! Schön gesehen, guter Ausschnitt.

Reling 1 - Annette

Auf Anhieb denkt man, das ist ein gelungenes Architekturfoto. Schön aufgeräumt, klar, Raum schön gestaffelt, Material gut dargestellt ... Aber da ist so eine träumerische Lichtstimmung in dem Bild, die ganz untypisch ist für Architekturfotografie. Und dann werden wir langsam auf ein paar "Unzulänglichkeiten" aufmerksam: Der Rost und der Vogeldreck vornehmlich. Auf der hintersten Wand scheint ein Graffity übermalt worden zu sein. Und schon kommt Bewegung ins Bild, Bezüge zum echten städtischen Leben. Sehr schön.

In Kontakt - Annette

Das erinnert mich an moderne Werbe- / Modefotografie. Da werden ja auch oft ganz aufwendig und detailreich Geschichten inszeniert. Dieses Auto scheint ja eine Bedeutung zu haben. Es schleicht sich da so leise vorbei. Der Roller, "Symbol der Moderne" :-), die zwei Figuren. Wäre das Bild 20 Jahre älter, wäre es klar, dass eine Person der anderen Feuer gibt. Wahrscheinlich sind es Michel Piccoli und Fanny Ardant. Aber nein, es sind bloß zwei Leute, die auf ihre Smartphones glotzen. Immerhin: Eine Geschichte.

SYMBOL 1 ist in jedem Falll ein Favorit von mir. Mit Verlaub möchte ich es  "Jurassic Park" nennen. Es ist schön komponiert, Du hast einen tollen Anschnitt für den Kreis gefunden. Und der Kontrast zwischen dem Seichten, Weichen, Lieblichen und den gefetzten Rändern der abgekratzten Lackfläche sind spannend.

Symbol 1 - Alex

Ihr wisst ja, dass ich kein großer Fan von Symmetrie bin. Es ist oft einfach so naheliegend, dann wirkt es langweilig und banal. Hier aber werden wir getäuscht. Das Bild wird streng symmetrisch angelegt, aber gerade wenn wir es gelangweilt beiseite legen wollen, entdecken wir, dass die Symmetrie im oberen Drittel des Bildes ganz heftig gestört wird - durch abgenutzte Fahrbahnmarkierung aber auch durch Unregelmäßigkeiten rechts und links der Streifen. Auf diese Weise bekommt das Bild etwas ganz Verspieltes.

 

Ansonsten finde ich die Asphaltstudien überhaupt ganz gut, also auch die anderen beiden.

Asphaltstudien von Matthias